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Kaminuhr mit schwarzer Trägerin

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P O Die Kaminuhr zeigt eine nach links schreitende Schwarzafrikanerin aus Bronze, die auf einem feuervergoldeten Sockel auf vier Kugelfüßen steht. Sie trägt einen Rock und einen Kopfputz aus Palmblättern oder Federn. Ohrgehänge aus Korallenperlen zieren ihre Ohren. Von ihrer Schulter hängt an einem Riemen ein wannenförmiges Behältnis herab, in dem ein eingewickelter Säugling liegt. Über dem Kopf trägt die Figur ein mit beiden Händen gehaltenes rundes Gebinde aus Bambus, das mit einer Kordel geschnürt ist. In dem Gebinde ist ein rundes Uhrwerk angepasst. Die Uhr weist einen Federantrieb für das Geh- und Schlagwerk, eine Pendelaufhängung mit Faden und einen Schlag für die Glocke auf. Das weiße Emailziffernblatt trägt zur Markierung der Stunden römische Ziffern. Die Viertelstundenabschnitte werden durch arabische Ziffern gekennzeichnet. Der dazugehörige Schlüssel und der Pendel sind vorhanden. Vor und nach 1800 treten in Frankreich vermehrt Figurenuhren mit schwarzhäutigen, weitgehend entblößten männlichen oder weiblichen Personen auf. Als Vorlage für ihre Darstellung dienten Modellzeichnungen. Zu der vorliegenden existiert etwa eine Zeichnung in der Bibliothèque Nationale, Paris, die von »Croutelle« signiert und in das Jahr 1807 datiert ist. Es könnte sich dabei entweder um den Bronzier Croutelle ainé (d. Ä.) oder um Croutelle jeune (d. J.) handeln, die um 1812 in Paris ansässig waren. Die Figurengruppen werden unter dem Begriff »Pendules au nègre« zusammengefasst. Das ihnen zugedachte Beiwerk erlaubt die Einordnung der Figuren in unterschiedliche Kategorien: Eine Gruppe zeigt Figuren, die mit Pfeil und Bogen, manchmal auch mit Palmen oder einem Krokodil, ausgestattet sind. Diese fügen sich in die Tradition der Darstellungen des Erdteils Afrika ein. Seltener sind Beispiele jener zweiten Gruppe, in der allgemeine menschliche Regungen (wie z.B. ein sich küssendes Paar) wiedergegeben werden. In der Regel erscheinen diese Figuren in einer vermeintlich typisch afrikanischen Pose. Die vorliegende Figur gehört zu der dritten Kategorie: Das der Figur beigegebene Warengebinde soll auf das Phänomen des internationalen Handels verweisen. Anstelle der sonst üblichen männlichen Lastenträger wird hier der Darstellung einer weiblichen Figur mit Kind der Vorzug gegeben. Die auf diese Figuren übertragenen Stereotype des Fremden spielen auf die ihnen zugedachte Rolle als »edle Wilde« und damit auf den »unzivilisierten« Naturmenschen an. Die Figurenuhr ist ein sichtbares Zeugnis für ein Phänomen, das in der Kunst unter dem Begriff »Exotismus« geführt wird. Der Begriff verweist auf die Wirkung des Exotischen auf den weißen Betrachter und dessen Rezeption in der eigenen, als überlegen empfundenen Kultur. Obwohl das Exotische schon in der Kunst der Renaissance bildlich umgesetzt wird und im 17. Jahrhundert in vielen Bereichen der Kunst Eingang findet, erfahren Angst und Faszination für das Fremde ab dem 18. Jahrhundert eine neue, »rassistische« Dimension. Im Zeitalter des Imperialismus erreichen die Unterwerfung »außereuropäischer« Völker und die Ausübung kolonialer Herrschaft einen Höhepunkt. Der Wettlauf der europäischen Großmächte um die Sicherung und Ausweitung von Gebietsansprüchen gipfelt auf der Berliner Konferenz von 1884 in der Enteignung eines ganzen Kontinents: der Aufteilung Afrikas. Literatur: WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 50 f., Abb. 41; vgl. zu den Uhren: H.L. Tardy, Dictionaire des horlogers français, Paris 1972, S. 148; Ottomeyer/Pröschel, Vergoldete Bronzen, München 1986, Bd. 1, S.376-381; Uhren aus den württembergischen Schlössern in Stuttgart und Ludwigsburg, Weinheim 2001, S. 103-104, Nr. 53.
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