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Reich bemalter und mit »khātam« inkrustierter Sattel

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P O Bei diesem Prunksattel handelt es sich um einen sogenannten orientalischen Bocksattel. Das Leben der Nachkommen eines nomadischen Reitervolkes war aufs Engste mit dem Pferd verbunden. Entsprechend schmückten die Perser wie die Osmanen ihre Pferde mit kostbarem Reitzeug wie ausgefallenem Kopfgeschirr, erlesenen Sättel und Pferdedecken. Der Sattel weist einen vorgeneigten, steilen Vordersteg (Zwiesel) auf. Seitlich ist er durch zwei über den hölzernen Sattelbaum gespannte Trachten mit dem Rest des Sattels verbunden. Die hohe Sattelkammer lässt die Wirbelsäule des Pferdes frei, das Gewicht des Reiters wird über die Trachten auf den Rücken übertragen. Die höhere Ausführung des Steges, der sich in zwei Ohren unterteilt, bietet Raum für die Anbringung der unterhalb des Zwiesels durchgeführten Zügel. Darüber hinaus schenkt sie dem Reiter zusätzlichen Halt im Sattel. Die Sitzfläche ist breit ausladend angelegt und nach hinten abgerundet. In der vorderen Hälfte ist ein rechteckiger Ausschnitt für den nicht vorhandenen Steiggurt angebracht. Der für einen osmanischen Sattel typische Hinterzwiesel fehlt. Ein dunkelbrauner Lederüberzug zeichnet den Sattel aus, der üppig bemalt ist. Innerhalb von geschweiften palmettenförmigen Kartuschen geben sich Blüten zu erkennen. Die Kartuschen sind in ein Rankenwerk eingebunden. Der florale Dekor wird von einer die Form der Sitzfläche aufgreifenden Linie gerahmt und setzt sich hinter der Umrahmung fort. Sämtliche umlaufenden Ränder und Aussparungen sowie die Trachten des Sattels sind in der persischen Technik der sogenannten »khatam-kari« (= Die Kunst des »khatam«) ausgeführt. Die frühesten Beispiele für diese Einlege- bzw. Intarsienkunst stammen aus der Zeit der Safawiden (1501-1722). Das »khatam« wurde am safawidischen Hof derart geschätzt, dass einige Prinzen die Technik auf die gleiche Weise wie Musik, Malerei oder Kalligraphie erlernten. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Technik unmodern, bevor sie wieder unter der Dynastie der Pahlavi (1925-1979) im großen Stil in eigens gegründeten Handwerksschulen in Teheran, Isfahan und Shiraz angewandt wurde. Die Technik ähnelt Mosaikarbeiten und verlangt dem Handwerker großes handwerkliches Geschick ab. Elemente aus unterschiedlichen Grundmaterialien wie verschiedenen Hölzern (Ebenholz, Teak, Jujube, Orangenholz, Rosenholzstäbchen), Messing (für die goldenen Teile) und Kamelknochen (für die weißen Teile) werden in kleine dreieckige Scheiben geschnitten und zu Sternmustern zusammengesetzt. Abschließend wird das Muster gepresst, teilweise erwärmt, um sich vorgefertigten Kurven anzupassen, und mit einer Schicht Klarlack überzogen. »Khatam« dient heute der Verzierung von Kisten, Schachteln, Gesellschaftsspielen wie Schach oder Backgammon, Bilderrahmen oder sogar von Musikinstrumenten. Berühmt sind die in dieser Technik ausgeführten Dienstmöbel des letzten Schahs, Mohammad Reza Schah Pahlavi (1919-1980). Literatur: Vgl. osmanische Beispiele in: Badisches Landesmuseum: Die Karlsruher Türkenbeute. Die »Türckische Kammer« des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden. Die »Türckischen Curiositaeten« der Markgrafen von Baden-Durlach, bearb. von Ernst Petrasch, Reinhard Sänger, Eva Zimmermann und Hans Georg Majer, München 1991, S. 126 f., Kat. 50.
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