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Gartenzwerg mit Migrationshintergrund

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P O Die Figur aus bemaltem Kunststoff stellt einen Gartenzwerg zur Ausstattung von Gärten und Wohnräumen dar. Nach Schätzungen stehen heute alleine in deutschen Gärten etwa 25 Millionen Gartenzwerge. Gartenzwerge gibt es aus vielen unterschiedlichen Materialien. Während der ursprüngliche Gartenzwerg aus gebranntem Ton hergestellt und mit Hand bemalt wurde, sorgte vor allem die Kunststoffindustrie mit preisgünstigen Varianten für eine weitere Verbreitung. Klassische Gartenzwerge sind ab der Mitte des 19. Jahrhunderts oft Gärtnern oder mittelalterlichen Bergleuten nachempfunden. Ihre Gestalt ist sicherlich auch von der Figur Kleinwüchsiger beeinflusst, die im barocken Zeitalter als Narren am Hof europäischer Fürsten dienten. Als Steinskulpturen schmückten sie die Gärtenanlagen und Innenräume von Schlössern und Palästen. Für den Gartenzwerg in seiner heutigen Erscheinung ist das Tragen einer Lederschürze typisch. In der Regel ist er mit einer Schaufel, einer Spitzhacke, einer Schubkarre oder wie hier mit einer Laterne ausgestattet. Auf dem Kopf trägt er eine rote Zipfelmütze. Die Zipfelmütze lässt sich auf die Gestalt der »phrygischen Mütze« zurückführen und ist Ausdruck einer verwobenen Kulturgeschichte zwischen Orient und Okzident: Als »Heilige Drei Könige« oder »Weise aus dem Morgenland« bezeichnet die christliche Tradition die in der Weihnachtsgeschichte des Matthäusevangeliums (Mt 2) erwähnten »Sterndeuter« (im griechischen Ausgangstext wörtlich »Magier«). Sie sollen durch den Stern von Bethlehem zu Jesus geführt worden sein. Viel spricht dafür, dass die Weisen aus dem Morgenland Angehörige der Priesterkaste aus dem persisch-medischen Stamm der Magier waren. Noch in der Namensgebung »Caspar« für einen von ihnen scheint das altpersische Wort »kāse-bar« für »Schatzmeister« auf. Nachdem das Christentum römische Staatsreligion geworden war, stellte man nach dem römischen Abbild des persischen Sonnengottes Mitra die Weisen mit phrygischen Mützen aus Kleinasien dar, um auf ihre orientalische Herkunft zu verweisen. Der mythische König Midas herrschte über dem antiken Phrygien im westlichen Kleinasien in der heutigen Türkei. Einer Legende nach forderte der König die Gottheit Apollon zu einem Wettstreit auf. Weil sich der Herrscher als menschliche Kreatur angemaßt hatte, eine Gottheit zum Wettstreit aufzufordern, wuchsen ihm angeblich zwei Eselsohren. Der Legende nach verbarg er fortan seine Ohren unter einer entsprechenden Kopfbedeckung: eine Mütze aus Wolle oder Leder mit einem längeren, runden Zipfel, der meist nach vorne geschlagen wurde. Seitdem galt die sogenannte phrygische Mütze als aufrührerisches, obrigkeitskritisches Attribut, insbesondere während der Französischen Revolution des 18. Jahrhunderts. In den Mysterienspielen zum Dreikönigsfest des Mittelalters erfuhr die Legende um König Midas weitere Ausgestaltungen. Der Auftritt von Laienbrüdern bei den Dreikönigsspielen, die oft im Anschluss an die Spiele betrunken durch die Gassen zogen, ließ »Caspar« zum »Kasperle« und die phrygische Mütze zur Zipfelmütze werden. Diese Mütze ist auch den Gartenzwergen, dem Weihnachtsmann, den Mainzelmännchen und den Schlümpfen eigen - den jüngsten Abarten des aus der heutigen Türkei stammenden Heiligen Nikolaus (Nikolaus von Myra [zw. 270 und 286 - zw. 326 und 365]). Literatur: WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 33, Abb. 16; Manfred Becker-Huberti, Die Heiligen Drei Könige. Geschichte, Legenden und Bräuche, Köln 2004; Gérard Seiterle, Die Urform der phrygischen Mütze. In: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte: 16 (1965), S. 3-13; Hans-Hofmann, Die Heiligen Drei Könige. Zur Heiligenverehrung im kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Leben des Mittelalters. In: Rheinisches Archiv: 94 (1975), S. 73-337.
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