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Wandfliese aus dem Osmanischen Reich

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P O Die großformatige und hochrechteckige sogenannte »Iznik-Fliese« stammt aus der Musterung einer Wandverkleidung im Innenraum. Bei dem graugelben Scherben handelt es sich um eine Quarzfrittekeramik, die auf der Schauseite mit einer deckenden weißen Engobe (Tonmineralmasse) abgedeckt und abschließend mit einer transparenten, farblosen und weitmaschig gesprüngelten Glasur überzogen ist. Eine Unterglasurmalerei in Dunkelblau, Türkis und Schwarz ziert die Fliesenvorderseite. Diese ist stellenweise in die Glasur abgeschwommen. Die Fliese zeigt auf weißem Grund eine Arabeske, die im Zusammenspiel mit anderen Fliesen ein wiederkehrendes und in sich geschlossenes Muster ergibt. Die Schnittstellen und Überlappungen der Ranken sind mit Fächerpalmetten und Blattwerk besetzt. Sie werden durch aufgelegte »Kompositblüten« und Spitzovale verbunden. In den türkisfarben konturierten Spitzovalen ist auf dunkelblauem Grund ein achsensymmetrisches Gabelblattornament (Arabeske) aus typischen »rumi« in zwei Ebenen ausgespart. Ranken und »Agraffen« (klammerförmige Verzierungen) sind schwarz konturiert und mit türkisfarbenen Details verziert. Die großflächige Komposition zeigt die wesentlichen Dekore der hochosmanischen Produktion von Iznik: »rumi« (Arabeske), »hatayi« (Kompositblüte aus Päonie mit Granatfrucht bzw. Rosette) sowie Fiederblätter. Blütenranken mit Musterzentren auf Fliesen, deren Farbigkeit auf Dunkelblau und Türkis reduziert ist, sind für die Iznik-Produktion ab der Mitte des 17. Jahrhunderts charakteristisch. Die eher konservative Ästhetik bedient sich Vorbildern aus dem 16. Jahrhundert, wie die blau bemalten und um 1528 entstandenen Fliesen für die Moschee Mustafa Paşa Cami in Gebze. Auch die konturierten Spitzovale sind den gegen 1530 bis 1540 produzierten Fliesen entlehnt. Seit dem späten 16. Jahrhunderts wurden in Syrien Fliesen nach den Entwürfen der osmanischen Hofwerkstätten von Istanbul ausgeführt. Schwindende Aufträge seitens des Hofes zwangen die Töpfer sich umzuorientieren, weshalb im 17. Jahrhundert auch größere Mengen an Fliesen nach Ägypten exportiert wurden. So schmücken Serienfliesen in der Farbkombination blau-türkis, bei häufig symmetrischer Komposition der Einzelfliese die im Jahr 1652 restaurierte Moschee von Ibrahim Agha in Kairo wie die koptische Kirche in Deir Abu Seifein. Stilistisch stehen sie den Fliesen an der äußeren Wandverkleidung des Harems im Topkapı Serail zu Istanbul nahe. Literatur: Schoole Mostafawy, Islamische Keramik. Aus der Sammlung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe (= Bildhefte des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, NF, Heft 3), hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2007, S. 100, Kat. 37.
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