P O https://data.landesmuseum.de/id/83DA925E65614EA6ADFEFDDF8066B5E4

Zwei Schalen mit Szenen aus dem »Ōkagami« (»Großer Spiegel«)

a type of cidoc:E22_Human-Made_Object

S P O cidoc:P45_consists_of
S P O cidoc:P32_used_general_technique
S P O prov:wasDerivedFrom
S P O sioc:has_service
S P O dct:description
P O Die zwei zusammengehörigen Schalen sind aus bronziertem Kupfer und weisen einen zarten Dekor auf. Eine Schale ist in Blütenform mit fünf Blütenblättern gestaltet (Inv. Nr. 2021/219 a), die andere folgt der »aoi«-Form (Inv. Nr. 2021/219 b). Bei Aoi handelt es sich in Japan entweder um Malven oder Wasserhyazinthen. Drei Blätter davon bilden das Wappen des Tokugawa-Shogunats (auch genannt Edo-Zeit, 1603-1868). Sie stellen ein beliebtes Dekorationsmotiv in dieser Zeit dar. Die Darstellung im Inneren der ersten Schale (Inv. Nr. 2021/219 a) zeigt eine Dichterin der Heian-Zeit (794-1185) in charakteristischen Gewändern und mit einem typischen Zedernholzfächer. Pflaumenblüten und eine Nachtigall (»uguisu«) zieren den Schalenrand. Die Szene gibt eine Erzählung aus dem 11. Jahrhundert aus dem sogenannten »Ōkagami« (»Großer Spiegel«) wieder. Diese beginnt mit der Trauer des Kaisers Murakami (reg. 946-967) um den Tod eines Pflaumenbaums in seinem Palastgarten, Seiryouden 清涼殿. Auf dem Geäst des Baumes pflegte eine Nachtigall zu singen und den kommenden Frühling anzukündigen. Der Kaiser beschloss daraufhin, den verdorrten Baum durch einen neuen zu ersetzen. Ein Hofbeamter entdeckte zufällig einen prächtigen roten Pflaumenbaum (ume 梅), der neben einem Haus stand. Er verhandelte mit der Besitzerin, den Baum in den Garten des Kaisers versetzen zu lassen. Zum Abschied band die Besitzerin an die Äste des Baumes einen Vers über die Klage einer Nachtigall, die ihre Heimat verloren hatte. Dort stand geschrieben: »Der Befehl des Kaisers sollte hoch verehrt werden, aber wie soll ich antworten, wenn die Grasmücke (uguisu 鴬) fragt, wo ihre Heimat (yado 宿) ist?«. Als der Kaiser die Verse las, war er vom Talent des Schreibers überrascht. Er ließ in Erfahrung bringen, dass die einstige Besitzerin des Baumes die Tochter eines großen Dichters aus dem 10. Jahrhundert, Ki no Tsurayuki (898?-945?), gewesen war. Seitdem wird der Baum als »Ōshukubai« (»Pflaumenbaum, in dem die Nachtigall wohnt«) verehrt. Die zweite Schale »in aoi«-Form (Inv. Nr. 2021/219 b) gibt im flachen Relief einen höfischen Wagen (»gosho guruma«) wieder. Die langen, vorne herabhängenden Stoffbänder zeigen an, dass darin eine schöne Dame des Hofes sitzt. Den Schalenrand zieren Chrysanthemenblüten. Im Jahr 1868 stürzt das alte Feudalsystem der Edo-Zeit (1603-1868) zusammen. Japan errichtet das alte Kaiserreich unter dem Tenno wieder. In der Zeit der sogenannten »Meiji-Restauration« beginnt der Aufbau eines neuen politischen Systems nach westlichen Vorbildern und eine völlige Umgestaltung der japanischen Gesellschaft. Die Meiji-Periode (1868-1912) definiert eine Ära, in der Japan von einem abgeschiedenen unbedeutenden Inselstaat zu einer imperialen Großmacht aufsteigt. Die durch die USA erzwungene Öffnung bringt den Austausch von Ideen, Waren und Menschen zwischen Europa, Amerika und Japan. Während sich in Europa und Amerika der »Japonismus« ausbreitet, übernimmt Japan vor allem neue Technologien aus Europa. Bei den vorliegenden Schalen handelt es sich um typische Exportartikel aus Japan, die vermutlich erst kurz vor dem Export nach Europa produziert wurden. Die Schalen wurden mit weiteren Stücken in der Sammlung (Inv. Nrn. 2021/218; 2021/220 - 2021/225) im Zuge der Bekämpfung des »Boxeraufstands« um 1900 vom Voreigentümer vor Ort in China erworben, der bei der Kaiserlichen Marine tätig war.
S P O blmonto:xCurator
S P O dct:keyword
S P O rdfs:label
S P O dct:date
S P O dct:type
S P O dct:spatial
S P O dct:identifier
S P O schema:image
S P O ic:ontology/Concept