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Geflochtenes Körbchen zum Servieren von Tee

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P O Das kleine, ovale Körbchen (Inv. Nr. 2003/1805-2) ohne Henkel oder Tragegriffe ist aus Palmblättern geflochten. Es besitzt einen Einsatz für 12 Gläser (Inv. Nr. 2003/1805-1, a-k), von denen noch 11 vorhanden sind. Den dazugehörigen Deckel zieren am äußeren Rand grün gefärbte Palmzweige. Das Zentrum des Deckels ist mit rot gefärbten Palmzweigen durchzogen. Das Körbchen diente dem Servieren von traditionellem Tee. Bis in die 1970er Jahren bestimmten Alltagsgegenstände aus natürlichen Materialien den Hausrat der Chleuh-Berber im Anti-Atlas. Die Entwicklung des Kunststoffs und anderer Industrieprodukte wie preisgünstige Emailprodukte verdrängte auch hier eine Jahrtausendalte Kultur. Obwohl einzelne Stämme heute noch, vor allem in der Bemusterung ihrer textilen oder keramischen Erzeugnisse alte Traditionen pflegen, hat bei ihnen die Moderne längst Einzug gehalten. Die Berberstämme sind arabisiert, verstehen sich als Muslime und produzieren längst auch für den touristischen Verkauf. »Archaisch ist hier nur die europäische Fantasie« (Jens Binsky, 2013). Mit dem Zeitalter der Industrialisierung und den zunehmend erleichterten Reisebedingungen nahm das Fernweh europäischer Reisender zu. Die Flucht vor einem technischen Leben in eine durch Exotik und Ursprünglichkeit gekennzeichnete, vermeintlich »heile« Welt führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Schriftsteller, Künstler, Abenteurer, mystische Sucher oder Gestrandete in die Fremde. Auf diese gesellschaftliche Bewegung antwortete die Kunst der Klassischen Moderne mit dem Stil des Primitivismus. In die Fußstapfen der einstigen Reisenden aus Europa sind heutige Tourist*innen und Sammler*innen getreten. Man ist beglückt, auf Dinge zu stoßen, denen noch die Aura der Vergangenheit und des Ursprünglichen anhaftet - und enttäuscht, findet man sie nicht vor. Literatur: Annette Korolnik-Andersch und Marcel Andersch, Die Farbe Henna. Bemalte Textilien aus Süd-Marokko, Stuttgart 2002; Marcel Korolnik, Ulrike Näther und Harald Siebenmorgen, Mit Henna bemalt. Textilien aus Südmarokko (= Begleitheft zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum 2004), Karlsruhe 2004; vgl. Erbe von Jahrtausenden. Berberkeramik von Frauen aus Nordtunesien / Au Pays d’une Tradition millénaire. La Poterie modelée des Femmes de Sejnane (= Ausstellungskatalog Badisches Landesmuseum, Museum beim Markt), hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2005.
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