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Bowle (Seriennummer: 2699)

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P O Bowle mit reliefierten Rechtecken. Auf konischen Standfuß kugeliger Gefäßkörper mit gewölbtem Deckel mit Bandhenkel, zwei breite Bandhenkel auf der Gefäßwandung, die durch Rechtecke in unterschiedlicher Höhe strukturiert ist. Schwarze Glasur mit hellbraunen, verlaufenen Flecken. Der Begriff „Bowle“ wurde im 18. Jahrhundert der englischen Sprache entlehnt („bowl“ = Napf) und bezog sich auf ein kaltes, aromatisches Mischgetränk, dessen Grundlage meist Weißwein und beigemischte Früchte bildeten. Das Bowlengetränk wurde aus einem kugeligen Behälter mit breiter Öffnung mit einer Schöpfkelle in Trinkbecher ausgeschenkt. In der Folgezeit übertrug man deswegen den Getränkenamen auf das Gefäß. In der Zwischenkriegszeit wurden Bowlen und Bowlensets enorm populär. Ein zeitgenössischer Bericht konstatierte: „Zu den keramischen Tafelstücken, die zur Frühjahrs- und Sommerzeit besonders stark gefragt sind, gehören nicht minder Bowlenterrinen, sowie Wein-, Most- und Bierkannen.“ (Was die Keramik für Frühjahr und Sommer bringt, in: Die Schaulade 10.1934, H. 5, S. 265). Und „Ganz aus den einfachsten geometrischen Körpern aufgebaut, entspricht sie dem modernen Stilempfinden in hohem Maße.“ (Wilhelm Heizer: Steingut-Geschirr für den Frühstücks-, Obst- und Bowlentisch, in: Die Schaulade, 7.1931, S.431). Mehrere Künstler in der Karlsruher Majolika-Manufaktur entwarfen Bowlen - zum Beispiel Martha Katzer, Gustav Heinkel, Paul Speck, Werner Gothein oder Max Heinze. Martha Katzer (1897-1947) arbeitete in der Werkstatt von Ludwig König in München, bevor sie 1922 ihre Tätigkeit als Malerin in der Kunstabteilung der Staatlichen Majolika-Manufaktur aufnahm. 1926 begann die Manufaktur, mit den Entwürfen der bis dahin völlig unbekannten Keramikerin in Inseraten und auf Messen zu werben - mit einschlägigem Erfolg! Die Keramiken verkauften sich dermaßen gut, dass sie in dem Zeitraum von 1926 bis 1935 einen Großteil der Serienproduktion ausmachten. In der Geschichte der Karlsruher Manufaktur gibt es keine andere Keramikerin, die so viele Formen und Dekore entwickelt hat wie Martha Katzer: Es sind insgesamt 666 Formnummern. Und da jede Form mit mehreren unterschiedlichen Dekoren versehen wurde, summiert sich das auf Tausende von Dekoren. Alleine im Besitz des Badischen Landesmuseums Karlsruhe befinden sich 2.087 Keramiken der Künstlerin. Stilistisch bewegen sich Katzers Dekore zwischen Art Déco und konstruktivistischer Stilsprache. Neben Maldekoren und der Laufglasur war die Spritztechnik das Lieblingsmedium der Keramikerin, mit der sie einen modernen Charakter der Manufakturproduktion der Zwanziger Jahre zu prägen vermochte. Durch die unterschiedliche Düsenöffnung der Aerographen und die Verwendung unterschiedlicher Schablonen erzielte Katzer viele überraschende Muster. Zusätzlich kombinierte sie den Spritzdekor mit weiteren Gestaltungselementen wie dem Reliefdekor oder aufgemalten Schmuckornamenten. In den 1930er Jahren verwendete sie auch die Uranglasur. In dieser Zeit, insbesondere während des Krieges, schuf Katzer Keramiken ohne dekorative Muster. In der Zusammenarbeit mit Gerda Conitz entstanden in dieser Zeit zahlreiche Rauchglasur-Keramiken - viele davon von beachtlicher Größe. Die Künstlerin war in der Karlsruher Manufaktur bis zu ihrem Tod im Jahr 1947 tätig. In Preislisten und Firmenkatalogen wurden jedoch ihre Entwürfe auch noch Jahre später angeboten. Literatur: Joanna Flawia Figiel: Tonangebend. Starke Frauen und ihre Kunst 1918-1945, Karlsruhe 2023, S. 99-113 -- Monika Bachmayer: Karlsruher Majolika. Die Großherzogliche Majolika-Manufaktur 1901-1927. Die Staatliche Majolika-Manufaktur 1927-1978, Ausstellungskatalog, Karlsruhe 1979 -- Eva Spindler: Fröhlich, sachlich, edel. Martha Katzer. Keramik aus der Majolika-Manufaktur Karlsruhe 1922-1942, Ausstellungskatalog, Karlsruhe 2001 -- Joanna Flawia Figiel und Peter Schmitt: Karlsruher Majolika, Führer durch das Museum in der Majolika, Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums, Karlsruhe 2004.
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