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Schleiertuch mit Rosenmuster

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P O Das Tuch aus Polyacrylnitrilfaser ist aus drei Teilen zusammengesetzt. Teilweise wurde es mit Hand und teilweise mit der Maschine versäubert. Als Dekor zeigt es auf einem weißen Untergrund naturalistisch wirkende Rosen und abstrakt stilisierte Blumen als Streumuster in den Farben Rot, Rosé, Grün und Blau. Das Tuch trägt einen Eindruck mit dem Wortlaut »Screen printed 100% acrylic serge. Made in Japan«. Bei dem Tuch handelt es sich um einen Schleier, der zur traditionellen Frauenkleidung des Dorfes Abyāneh bei Kāschān gehört. Da er sich deutlich von dem städtischen, schwarzen Tschādor Irans unterscheidet, behaupten seine Trägerinnen, es handele sich um ein traditionelles Bekleidungsstück ihres Dorfes, das über die Jahrhunderte unverändert geblieben sei. Bestärkt werden sie in ihrer Ansicht durch die Legende, dass das Dorf über viele Jahrhunderte isoliert gewesen sei. Hierzu gibt der gesprochene Dialekt der Einheimischen Anlass, der heute noch mehr dem Mittelpersischen verwandt ist als dem Neupersischen. Der Schleier ist bunter und kürzer als der schwarze Tschādor, der seit der Islamischen Revolution im Iran (1979) zum Politikum deklariert wurde. Seine Aufmachung hängt vornehmlich mit der Arbeit der Frauen auf dem Land zusammen. Ein langer Schleier würde bei der zu verrichtenden Feldarbeit stören. Produziert wurde der Schleier industriell in Japan. Schon früh übernahm man im europäischen Stoffdruckgewerbe orientalische Motive. Im Gegenzug schuf man im großen Maßstab seit der Industriellen Revolution Stoffdesigns für »außereuropäische« Absatzmärkte. Die deutsche Textilindustrie exportierte in den 1930er Jahren Stoffe mit naturalistisch wirkenden Rosen in den Iran. Ältere Schleiertücher aus Abyāneh zeigen Designs, die in den 1950er und 1960er Jahren in Deutschland etwa Petticoat-Kleider und Kostüme zierten. Der deutsche Musterkatalog wurde von den Produktionsstätten in Süd- und Ostasien übernommen. Heute beliefern vor allem China, Korea und Japan den persischen Markt mit Ware. Literatur: WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 50, Abb. 41; Andreas Seim, Der französische Chic hält Einzug in den Orient. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 130-144, bes. S. 142, Kat. 163.
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