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Collage »Ikon III« von Hermann Weber

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P O Die Collage von Hermann Weber (geb. 1959) mit Anteilen an Blei auf Holz entstand in den Jahren 2004 und 2005 zunächst als Ölgemälde. Im Jahr 2013 wurde es um die Fotografie eines Frauenbildnisses aus dem 19. Jahrhundert von Antoine-Khan Sevrugian (um 1840-1933) zu einer Collage erweitert. Das Mädchen im Brautornat wird seitdem von einer abstrahierten Maske, die wohl Gottvater aus sämtlichen Religionen personifizieren soll, bekrönt und beschützt. Die Collage trägt den Titel »Ikon III«. Aus leeren Augenhöhlen blickt das Angesicht auf den Betrachter. Es ist die Idee vom Menschen als Ebenbild Gottes, die sich hier manifestiert - ein Gott, der sich in dem mannigfachen Antlitz des Menschen bricht. Einem Kultgegenstand gleich, ersteht auf diese Weise ein Bild, dessen äußere Klarheit zur inneren Einkehr und letztlich zur Erkenntnis des Fremden im Eigenen zwingt. Linien verlaufen in Erweiterung der Nasolabialfalten weit über die Gesichtskonturen hinaus. Sie umschreiben einen fiktiven Raum. Assoziationen mit der christlichen »Schutzmantelmadonna« kommen ebenso auf wie Erinnerungen an ein Zelt und den islamischen Schleier. Erst acht Jahre später fügte der Künstler Hermann Weber diesem Raum eine Fotoapplikation ein. Ein turkmenisches Mädchen im Brautornat ist mit Amulett-Schmuck, reich an Unheil abwehrender Symbolik, behängt. Mit offenem Blick schaut es in die Kamera und bildet die diesseitsbezogene, räumlich und zeitlich klar definierte Konstante in einem ansonsten zeitlos sakralen Bild. Jenseits unterschiedlichster Glaubenswelten gelingt es Hermann Weber, Irdisches und Himmlisches, Glaube und Aberglaube in einem Bild zu vereinen. Die Vorlage zu der Aufnahme lieferte der Fotograf Antoine-Khan Sevrugian (um 1840-1933). Der armenisch-stämmige Fotograf Irans lehnte sich an den Stil der Orient-Photographie seiner Zeit an. Seine Aufnahmen unterschieden sich aber vehement von den Bildern der Orientalisten, ihren offenen oder versteckten, oft dem abendländischen Blick geschuldeten Anspielungen auf Land und Leute. Sevrugians Portraits ermöglichten eine differenzierte Sicht: der voyeuristische Blick musste dem Blick des durch die Linse auf den Betrachter Schauenden weichen - ein Gedankenspiel, das auch in Webers Ikon einfließt. Literatur: Schoole Mostafawy, »Ikon III«. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe. 100 Objekte - 100 Geschichten. Dem Fremden im Eigenen auf der Spur, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, bearb. von Schoole Mostafawy, Karlsruhe 2014, S. 125, Kat. 96; Hermann Weber: Ikon. Die Gesichter Gottes. Mit einem Einführungstext von Peter Weibel, Baden-Baden 2005; Sevrugian. Bilder des Orients in Fotografie und Malerei 1880-1980 (= Begleitbuch zur Ausstellung im Museum der Weltkulturen Frankfurt am Main), hrsg. von Ulrike Krasberg, Frankfurt am Main 2008.
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