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Rauchverzehrer mit exotischen Motiven

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P O Bei dem Gefäß aus bemaltem Porzellan handelt es sich um einen sogenannten Rauchverzehrer, der elektrisch beheizt werden kann. Auf einen kreisrunden Fußsockel setzt ein kugelförmiger Körper an. Ein breites Zierband zeigt vor weißem Grund eine hügelige Landschaft mit Blick auf ein Tempel- oder Palastgebäude. Der Bau zitiert die traditionelle chinesische Dachkonstruktion mit ihren geschwungenen, überkragenden Dachsparren. Den Abschluss des Gefäßes bildet eine Glockenform, durch deren Spitze das Kabel durchgeführt ist. Ein Zierband mit Blüten ziert den unteren Abschluss. In den 1950er und 1960er Jahren erfreuten sich in deutschen Wohnstuben elektrisch beheizbare Rauchverzehrer mit asiatisch inspirierten Motiven großer Beliebtheit (vgl. Inv. Nr. 2002/99). Man glaubte irrtümlich, mit dem Gerät die Zimmerluft vom Zigarrenrauch reinigen zu können. Daher weisen diese Gefäße Durchbrüche im Material auf. Form und Motivik zauberten einen Hauch fernöstlicher Exotik in die eigenen vier Wände. Im Bild des Westens vom »Orient«, zu dem bis ins 20. Jahrhundert auch Ostasien zählte, stehen märchenhafte Verklärung und bewusste Verzerrung unvermittelt nebeneinander. Doch schon im 19. Jahrhundert waren neben zahlreichen Schwärmern auch nüchterne Geister am Werk, die sich um objektive Erkenntnis des Orients bemühten. In unserer Zeit scheint sich wenig daran geändert zu haben. Neben authentischen Reportagen sorgen fiktive Berichte im alten Stil für die Verfestigung von bekannten Klischees: Wüste, Harem, Pracht und Sinnlichkeit neben Despotismus, Fanatismus und Radikalismus. Diese Stereotype bilden eine parallele Wirklichkeit, die durch ihre suggestiven Kräfte zählebig ist. Sie durchziehen noch heute den öffentlichen Diskurs über das Verhältnis des Westens zur asiatischen Welt. Literatur: WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014.
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