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Teekleid

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P O Oberteil eines Damen-Teekleides aus blassgrünem, rosa schillerndem Seidenatlas (5-bindiger Kettatlas, Kette grün, Schuss rosa, Sprungzahl 2), rosa-grün schillerndes Batistfutter. Ärmelloses taillenlanges Leibchen, vorne mit Haken- und Schlingenverschluss, Verschlusskanten mit je einer Reihe Kugelknöpfen (rosa überstickt und mit grüner Seide übersponnen). An der Seitennaht jeweils eine Schärpe angenäht, die zum Binden bestimmt ist, jeweils mit grüner Seidentroddel am Ende. Taillenweite durch hinten gebundenes rosa Durchzugband regulierbar. Darüber capeartiger Überwurf, der oben am Halsausschnitt und am Leibchen parallel zum Verschluss bis in halbe Brusthöhe festgenäht ist. Reicht Rückwärts bis kurz übers Knie, fällt da gerade, vorne jedoch schräg (Schulterabnäher). Der untere Teil wird seitlich von rückwärts nach vorne hochgerafft - Schüsselfalteneffekt - und hier mit Quernaht befestigt. Seitlich ergeben sich so Armschlitze (Kimono). Saum steigt nach vorne etwas hoch, bildet stumpfe Ecke. Überwurf aus einer Bahn geschnitten, nur rechts asymmetrisch 2ter Teil angesetzt. Verziert mit reicher Maschinenstickerei, Plattstich, ostasiatische Blumenmotive in Grün, Grünlichgelb, Rosa und wenig Violett am Halsausschnitt, den Vorderteilen bis zur Quernaht, unteren Ecken und Saum. Webetikett: "Emmy Schoch Karlsruhe Herrenstr. 11", Zettel eingeheftet (Maschinenschrift): "No 4570". Emmy Schoch gehörte zu den bekanntesten Verfechterinnen des Reformkleides in Deutschland. Sie war Mitglied des 1901 gegründeten „Vereins zur Verbesserung der Frauenkleidung“ in Karlsruhe. Die Organisation widmete sich anfänglich gesundheitlichen und ästhetischen Aspekten von Frauenkleidung, erweiterte aber bald sein Interesse auf den Zusammenhang von Reformkleidern und Frauenemanzipation. Der Verein hieß nun „Verband für neue Frauenkleidung und Frauenkultur“. Die umtriebige Modeschöpferin stellte in ihren Veröffentlichungen, Vorträgen, Kursen und von ihr organisierten Modeschauen nicht nur neue Schnitttechniken vor, sondern setzte sich für hygienisch-ethische Aspekte unter Verwendung erlesener Materialien ein. Zudem plädierte sie für die Annäherung an das zeitgenössische Kunstgeschehen - so verkörpern ihre Werke die ästhetische Welt des Jugendstils. Bei diesem Teekleid verzichtete Schoch auf die Wespentaille und verwendete stattdessen das locker fließende Gewand sowie die seitlichen Schüsselfalten, die eine umstrittene Neuheit darstellten und Inbegriff des Reformkleides waren. Auch der Pariser Modedesigner Paul Poiret verwendete diese Elemente in seinen Entwürfen. Literatur: Edeltraud Link: Die Jugendstilkünstlerin Emmy Schoch, Heimatverein Medicus, Lichtenau 2011 - Sabine Sabor: Die Werkstatt Emmy Schoch (1906-1916). Ein Beitrag zur Reformkleidung, Heidelberg 1987 - Joanna Flawia Figiel: Frauen um 1900 in Karlsruhe. Gesellschaftliche Innovationen in einer liberalen Residenzstadt, in: Göttinnen des Jugendstils, Ausstellungskatalog Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Stuttgart 2021, S. 146-173
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