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Birnkrug: Bürgerliches Wohnzimmer

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P O Der auf der Scheibe gedrehte Birnkrug hat einen konischen Standring. Der gebrochene und heute ergänzte Hals erweitert sich zum Rand hin. Der große Ausguss wurde von Dreher mit den Fingern gekniffen. Der Ohrhenkel ist außen stark gewölbt und innen fast flach. Er ist am oberen Ansatz mit dem Gefäßkörper glatt verstrichen. Das untere Ende des Henkels ist abgerundet und liegt auf der Wandung des Gefäßkörpers auf. Auf der Unterseite findet sich die unvollständige Signatur „Keim“ für den Durlacher Fayencemaler Johann Jakob Keim (1774-1822). Der Dekor ist mit Schwarz gezeichnet und mit den Farben Blau, Gelb, Ocker, Grün und Manganviolett gemalt. Die Schrift ist in Schwarz aufgetragen. Am Hals und auf der Schulter des Birnkrugs steht in Fraktur unter dem Ausguss die Inschrift: „Michael Nagel. / Margaretha Nagelin“. Rechts daneben steht in kleinerer Fraktur die Inschrift: „Schultheiß / in Speck. / 1807“ Unter dem Ausguss formt eine gelbe Wellenlinie, die an der Außenseite mit einem blauen Band verziert ist, eine querovale Kartusche, die das Bildfeld definiert. Eine gutbürgerliche Wohnstube mit Sprossenfenster bildet die Szenerie. Rechts vom Fenster hängt eine Gemälde oder ein Spiegel. In der Wohnstube steht ein querrechteckiger Tisch mit Schublade, auf dem eine Karaffe und ein Krug stehen. An der linken Seite des Tisches sitzt eine Frau. Sie trägt ein manganviolettes Kleid und ein vor der Brust gekreuztes Schultertuch. An der rechten Seite des Tisches sitzt ein Mann in blauem Rock, blau gestreifter Weste, gelben Hosen und schwarzen Stiefeln. Die Frau hält ein Becherglas in ihrer linken Hand; der Mann hält ein Becherglas in seiner rechten Hand. Beide prosten einander zu. Am Birnkrug findet sich links des Henkels ein Blumenstrauß mit zwei manganvioletten Rosen. An der rechten Seite des Henkel ist ein grüner Bodenstreifen, auf dem eine Schale mit Weintrauben, Pflaumen, einem Apfel und einer Birne dargestellt. Am Hals verläuft eine (heute weitgehend ergänzte) Randborte in Ocker und Grün. Auf den ockerfarbenen Streifen sind zwischen zwei Linien Halbkreisbögen gezeichnet; der grüne Streifen ist mit einer gewellten Linie versehen. Unter der Randborte findet sich eine umlaufende Reihe blauer Girlanden. Der Henkel ist mit zwei stilisierten gelben Tulpen dekoriert. An der Malersignatur „Keim“ ist der Großbuchstabe „K“ zu einem großen Teil abgerieben. Johann Jakob Keim (1759-1822) war um 1780-1810 in der Durlacher Fayencemanufaktur als Maler figürlicher Szenen sowie von Blumen und Obst auf Birnkrügen tätig. Die Darstellung einer Obstschale neben dem Henkel des Birnkrugs ist für Durlacher Birnkrüge außergewöhnlich, da dort fast ausschließlich Blumen aufgemalt sind. Ein weiterer von Johann Jakob Keim signierter Durlacher Birnkrug mit einer solchen, seitlich platzierten Obstschale findet sich ebenfalls in der Sammlung des Badischen Landesmuseums (Inv.-Nr. V 3575). Dieser Birnkrug hat auch eine identische, wenn auch in der Farbabfolge vertauschte Randborte. Michael Nagel war 1800-1819 Schultheiß in Spöck (heute: Stutensee-Spöck). Literatur zur Malersignatur: Durlacher Fayencen 1723-1847 ; Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe ; Karlsruhe 1975 ; S. 439, Nrn. 64-65 (Malersignatur); S. 445 (Keim). Nachweis Schultheiß Nagel: https://ka.stadtwiki.net/Sp%C3%B6ck
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