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Zizenhausener Terrakotta: „Die Zollrevision“

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P O Zizenhausener Terrakotta: „Die Zollrevision“. Georg Maria Eckert verkaufte im Januar 1893 einen größeren Bestand von Zizenhausener Terrakotten an die „Großherzogliche Sammlung vaterländischer Altertümer“ in Karlsruhe, darunter auch Arbeiten, deren Bildprogramm erklärungbedürftig ist. Ein halb am Boden kniender Zollsoldat in Uniform hat das Bündel eines stereotyp überzeichneten Juden aufgemacht und hält denselben am Rock fest. Rechts ein Junge mit Doppelsack, weinend. Auf dem Sockelrand ist ein Etikett angebracht, dessen Text ein mundartliches Schuldeingeständnis formuliert: "Gottes Wunder wie bin ich Aach eingegangen." (Frei übersetzt: „Mein Gott, wie bin ich aufgeflogen!“) Die Terrakotte ist nach einem Aquarell von Hieronymus Hess gefertigt und bunt bemalt. Die Darstellung des Juden wirkt heute auf uns befremdlich - im 19. Jahrhundert sind diese stereotypen Physiognomien von überzeichnenden, karikaturhaften Darstellungen mit humoristischem Anspruch nicht selten ähnlich ausgestaltet wie die von gewollt judenfeindlichen Abbildungen. Dies macht aus heutiger Sicht eine Einordnung nicht einfach: Die hier gezeigte Karikatur fügt sich in eine Bildsprache der Zizenhausener Terrakotten ein, die von Klischeehaftigkeit, Übertreibung und Groteske geprägt ist und keine gesellschaftliche, politische oder religiöse Gruppe vor Spott verschont. Die Figur greift allerdings auch Gestaltungsmerkmale auf, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Abbildungen zur Anwendung kamen, die von einem nationalistischen Antisemitismus bestimmt waren. „Die Zollrevision“ ist in ihren Bedeutungen und Deutungsdimensionen vielschichtig. Die Zizenhausener Figurenkeramiken haben den Anspruch, gesellschaftliche und politische Verhältnisse durch das Mittel der Karikatur widerzugeben oder kritisch zu beleuchten: Objektiv stehen hier insbesondere der Aspekt der staatlichen Kontrolle und eine Behinderung der Freiheit von Warenverkehr in einem kleinstaatlichen Deutschland im Blickpunkt. Die Tatsache, dass der gestellte Schmuggler als Stereotype eines Juden dargestellt ist, verweist auf ein auch damals vorhandenes Problem, das wir heute im Bereich des institutionellen Rassismus einordnen: die gezielte Bevormundung und Ungleichbehandlung von bestimmten gesellschaftlichen, religiösen oder ethnischen Gruppen.
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