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Kniegeige - »kamantsche«
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Die im Iran des 20. Jahrhunderts weit verbreitete BASF-Dose für Malerfarben und Lacke »Made in Germany« diente einem mittellosen Mann aus Gorgan (Stadt an der Südostküste des Kaspischen Meeres) als Resonanzkörper für seine selbstgebaute Kniegeige. Ein Iraner aus der Bildungsschicht kaufte dem Straßenmusiker in den 1970er Jahren die zu einem traditionell iranischen Streichinstrument, der sogenannten »kamāntsche«, umgewandelte Blechdose ab. Viele Iraner zogen nach dem Zweiten Weltkrieg zur Aufnahme des Studiums nach Deutschland. Meist aus wohlsituierten Familien stammend, übernahmen sie in der Fremde das Bild des rückständigen »orientalischen« Landsmanns und sammelten Kuriositäten aus der eigenen Heimat. Als Zeichen der Ebenbürtigkeit schenkte der Vorbesitzer die Kniegeige im Jahr 2012 dem Direktor des Badischen Landesmuseums, der sie zur Ergänzung der Sammlungen dem Haus stiftete. Die Umwandlung von Abfallprodukten oder scheinbar nutzlosen Stoffe in neuwertige Produkte nennt man Upcycling. Materialknappheit, Armut und Unterdrückung können dazu führen, dass man Weggeworfenes seiner ursprünglichen Funktion entfremdet und in einen neuen Zusammenhang stellt oder überführt. Traditionelle Musikinstrumente oder andere Alltagsgegenstände werden aus im Überfluss vorhandenen, nicht typischen Materialien gebaut. Ein aus einer amerikanischen Pulvermilchdose gefertigtes okinawesisches Streichinstrument (vgl. Inv. Nr. 2013/543) oder eine Öllampe aus einer weggeworfenen Sardinenbüchse (vgl. Inv. Nr. 2016/192) zeugen von der Kreativität des Menschen. Gleichzeitig sind sie Ausdruck und Folge der Globalisierung. Literatur: WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 55.
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Kniegeige - »kamantsche«
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Orientalismus
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Orientalismus im Orient
