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Automatenuhr mit beweglichen Figuren

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P O Auf einem von zwei Ziegenböcken gezogenen hölzernen Wagen kniet der nackte Amor und zielt mit Pfeil und Bogen auf einen Papagei, der auf einem Obelisken sitzt. Im teils verglasten würfelförmigen Gehäuse darunter befindet sich das Uhrwerk. Ein Zifferblatt mit Stundenzeiger zeigt die Zahlen l bis Xll sowie 13 bis 24. Das Schlagzifferblatt auf der gegenüberliegenden Seite mit den Zahlen 1 bis 12 ist mit bunten Blumen und einem Vogel in Tiefschnittemail dekoriert. Das Uhrwerk verfügt über Federzug, Spindelgang und Unruhe, eine Glocke befindet sich im Wagenkasten. Die Augen des Amor bewegen sich mit der Unruhe oder durch Schieben der auf der Wagenplatte montierte Eidechse. Neben der Zeitmessung liegt die Raffinesse dieser Automatenuhr in den überraschenden Bewegungsabläufen der Figuren. lm Wagenkasten verbirgt sich ein separates Automatenwerk mit Federzug; löst man es aus, rollt der Wagen, die Ziegen drehen ihre Hälse und wippen auf und ab. Im Wagenkasten hinten bewegt sich der Hund. Höhepunkt ist jedoch der Pfeilschuss des Amor, der durch den beweglichen rechten Mittelfinger möglich ist. Dieses Amüsement wurde gesteigert im Wissen um die verborgene technische Perfektion des Räderwerks, zusätzlich zur Komponente der Zeitmessung. Solcherart mechanisch und ästhetisch ausgefeilte Automatenuhren waren um 1600 in zahlreichen Varianten äußerst beliebt. Hergestellt wurden sie durch erfahrene Goldschmiede und Uhrmacher mit Zentren in Nürnberg und vor allem Augsburg. Eine Lasche am Uhrgehäuse zeigt als Beschauzeichen die Augsburger Pyr (Pinienzapfen) und das Meisterzeichen AS mit einem Kreuzchen in einem Schild. Damit erweist sich zumindest das Uhrwerk und die Mechanik als Arbeit des bekannten Uhrmachers Andreas Stahel (geb. ca. 1560, gest. 1634), der 1589 Meister in Augsburg wurde. Die verwendeten Materialien und ihre kunstvolle Verarbeitung verweisen auf ein differenziertes und qualifiziertes Zusammenspiel unterschiedlicher Kunsthandwerker, die den Ansprüchen ihrer vermögenden Kundschaft gerecht wurden, die im Adel und dem durch Handel reich gewordenen Bürgertum vermutet werden kann. Man ergötzte sich bei Tischgesellschaften an den effektvollen Geräten und gestaltete damit Trinkspiele. Vielleicht musste im Falle des pfeilschießenden Amors derjenigen das Glas leeren, in dessen Richtung der Pfeil während der Fahrt geflogen war. Fünf weitere Automaten(uhren) mit bogenschießenden Figuren sind in öffentlichen Sammlungen bekannt. Einmal entwickelt, konnte der gleiche Mechanismus in verschiedene, meist mythologische Gestalten wie Diana oder Kentauer, eingebracht werden. Ikonographisch entsprechen Automaten mit einer Figur auf einem von Tieren gezogenen Wagen den „Trionfi“ genannten Festzügen, die im Italien der Renaissancezeit beliebt waren und auf antike Triumphzügen mit Pferdegespannen zurückgingen und die schließlich durch Francesco Petrarcas Dichtung seit dem 14. Jahrhundert in Wort und Bild verbreitet wurden. Für wen die Automatenuhr mit Amor einst gefertigt wurde, ist nicht bekannt. Sie befand sich nachweislich 1889 in der Sammlung des Malers Georg Gimbel (geb. 1832, gest. 1889) in Baden-Baden, dessen umfassender Kunstbesitz nach seinem Tod verkauft wurde. Zu einem bislang unbekannten Zeitpunkt gelangte die Uhr in englischen Privatbesitz und wurde 1962 schließlich von Badischen Landesmuseum erworben. Das Video zeigt die Uhr in Bewegung: https://www.youtube.com/watch?v=uLvCTDaCfms
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