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Poster mit Bildnis des Abu'l Fazl

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P O Das Poster zeigt Abu'l Fazl (Halbbruder des Imām Hossein = Enkel des Propheten Mohammed) mit ebenmäßigen Gesichtszügen an der Wasserquelle unter Nennung seiner Person am unteren Bildrand auf Arabisch. Zu den Attributen von Abu'l Fazl gehören stets zwei Federn an seinem Helm. Bis auf die frische Stirnwunde ahmt die Darstellung die europäische Technik des »Grisaille« (Malerei, die ausschließlich in Grau, Weiß und Schwarz ausgeführt ist) nach. Entsprechend der »schönen« Darstellungen von Christus in der europäischen Malerei folgt auch das Bildnis des Abu’l Fazl dem neuplatonischen Gedankengut, nach dem jeder gute Mensch zugleich schön ist. Abu'l Fazl wurde von Imām Hossein (3. Imam nach dem Glauben der Zwölferschiiten) beauftragt, für das durstige »Unschuldige Kind« namens Asqar Wasser zu holen. Nach der Legende gelingt dies Abu'l Fazl nicht und das Kind erleidet bei der Schlacht von Kerbela im Jahr 680 den Märtyrertod. Das Geschehen leitet den größten schiitischen Trauertag »Aschurā« (10. Tag des Monats Moharram) ein, an dem Imām Hossein den Märtyrertod bei Kerbela stirbt. Anlässlich seines Todes finden im Iran ausgedehnte Prozessionen mit Geißelung der Beteiligten statt. Der Druck des Posters erfolgte vom Verlag Malājeri (unten im Bild mit Angabe der Anschrift und Telefonnummer in Teheran, Iran) und trägt die Verlagsnummer 221. Nichts hält sich hartnäckiger als die Vorstellung von einem bilderlosen Islam. Im 19. Jahrhundert wurden im Westen neue Druckverfahren erfunden. Kunstverlage bedienten sich lithografischer Reproduktionen prominenter Werke der europäischen Malerei, die weltweit vertrieben wurden. Viele Bilder christlichen Inhalts fanden durch Missionare oder über die Vermittlung orientalischer Christen Eingang in die orientalisch-asiatische Bilderwelt. Sei es das aus der Antike abgeleitete göttliche, sei es das teuflische Bildnis der Renaissance: Westliche Vorbilder scheinen in schiitischen, zoroastrischen, hinduistischen und buddhistischen Heiligen- und Götterbildern auf. Heute stehen sie als Posterbilder einer breiten Bevölkerungsschicht zum Verkauf auf dem Basar oder in Buch- und Bildrahmenhandlungen zur Verfügung. Literatur: Schoole Mostafawy, Christlich inspirierte Heiligenbilder des schiitischen Islam. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 90 ff.
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