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Türkischer Schuhputzkasten

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P O Der Schuhputzkasten mit 16 Einsätzen besitzt einen Holzkorpus mit Messing-Seitenteilen und Messing-Verzierungen sowie drei verschließbare Schubladen. Ein Lederriemen für den Transport zu Fuß ergänzt den Kasten. Die einzelnen Lithografien hinter Glas präsentieren sich in europäischem Stil. Die Sinne des Betrachters werden bei dem Blick auf die exotischen, nur teilweise bekleideten Schönheiten inmitten einer Waldlichtung betört. In der Kombination aus messingverkleideten Oberflächen des Kastens mit zylinderförmigen Einsätzen für Schuhputzmittel entsteht eine eigenwillige Ästhetik. Der Kasten war Teil der Sammlung orientalischer Einrichtungsgegenstände in der so genannten »Türkischen Stube« des Schweizer Ehepaars Rieser. Während seiner Jahre in Istanbul (1925-1950) erwarb das Paar Einrichtungsgegenstände, die damals im Handel waren oder gab explizit besondere Stücke in Auftrag. August Rieser unterhielt als Chemiker für eine Schweizer Firma in der Nähe der Galatabrücke ein großes Labor mit eigenen Angestellten. Hauptsächlich arbeitete er im Auftrag einer Tabakmanufaktur. Das Paar bewohnte ein häufig von Gastgesellschaften belebtes Appartement im Viertel Beyoğlu, von dem aus man den Galataturm sehen konnte. Nach Rückkehr in die Schweiz richtete die Witwe ein Zimmer mit diesem Mobiliar ein. Ida Rieser folgte damit der Gewohnheit vieler Heimkehrer*innen (sogenannten »Expats«) und Migrant*innen, die sich an ihrem neuen Lebensort ein besonderes Zimmer mit Gegenständen aus der Heimat einrichten. Wer sich darin zurückzieht, begibt sich vorübergehend auf eine fiktive Reise in die vertraute Ferne. Das »Türkische Stube« beinhaltet u. a. Schränke, darunter einen großen Vitrinenschrank, zwei Sessel, eine Couch, einen Stuhl und mehrere Beistelltische. Diese wurden als Auftragsarbeit z. T. im Sinne des Ehepaars vergoldet und mit Verzierungen überladen, um »orientalisch« zu wirken. Bei anderen handelt es sich wiederum um »originale« Zeugnisse, die im Zusammenhang mit den kulturellen Traditionen ihrer jeweiligen Herstellungsorte stehen. Zu diesen Großmöbeln kommen Konsolen, Lampen, darunter eine Decken- und eine besonders kuriose Stehlampe, zwei anatolische Teppiche, bestickte Textilien für die Tischdekoration sowie der Schuhputzkasten hinzu. Vasen und Schalen aus Metall und Keramik, ein Tee- und Kaffeeservice sowie viele andere erlesene Kleinigkeiten wie kleine Krummdolche, eine Wasserpfeife, Pfeifen und Zigarettenspitzen ergänzen das Mobiliar. Selbst ein Koranständer sowie ein Koran gehören zu dieser reichen Sammlung (Inv. Nrn. 2017/576 - 2010/733). Die Kombination der Stücke spiegelt die kosmopolitische Atmosphäre Istanbuls in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider: Stilechte »Orientalia« aus der Türkei, aus Persien, Syrien und Nordafrika stehen neben Europäisiertem. Auch die Zusammenstellung des Zimmers ist eher europäischen als orientalischen Bedürfnissen angepasst. Insgesamt wirkt das Konvolut jedoch durch die orientalisch anmutenden Gegenstände »türkisch«. Die Jahre in Istanbul hatten die Bosporus-Metropole zu einem Teil der Identität der Heimkehrenden werden lassen. Doch die Vorstellung davon, was den »Orient« nach allgemeiner europäischer Vorstellung auszumachen hatte, spielte für die Zusammenstellung und Gestaltung einzelner Gegenstände des Zimmers sicherlich eine entscheidende Rolle. Die »Türkische Stube« des Schweizer Ehepaars Rieser steht im Zusammenhang mit den europäischen Modeentwicklungen der Zeit. Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg der Bedarf an exotischen Einrichtungsgegenständen in Europa. Immer häufiger schmückten Möbel im »orientalisierenden« Stil die Rauchsalons vornehm-bürgerlicher Häuser. Den Weg hierzu ebneten kunstgewerbliche Produktionen. Neben fernöstlichen Exporten gelangten in steigender Zahl persische, türkische, indische und nordafrikanische Waren auf den Markt. Sie etablierten seit den frühen 1870er Jahren den Orient-Trend. Foren für eigene Produktionen waren die viel beachteten
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