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"Drei Chinesinnen" (Seriennummer: 3490)

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P O Drei Chinesinnen. Mit leicht angewinkeltn Beinen versetzt nebeneinander sitzende Chinesinnen mit taillenkurzen langärmeligen Oberteilen und kegelförmigen Chinesenhüten. Bekleidung dunkelblau, beige gestreift, ocker blau getupft, Hüte beige, sonst unglasiert Eine besondere Erwähnung verdient ein unverkennbarer Frauentyp, den Ilse Hohenreuther in ihren freistehenden Kleinplastiken schuf. Es handelte sich um Mädchenfiguren, bei denen es nicht um eine naturalistische Widergabe mit korrekt geformten Körpern ging, sondern um eine moderne, abstrahierende Gestaltungsprache. Köpfe und Hälse sind überproportional groß. Die Vereinfachung der menschlichen Figur äußert sich vor allem in den aus Röhren bestehenden Beinen, die abrupt enden, wobei die Röhrenenden nicht kaschiert werden, sondern offen zur Schau gestellt sind. Der sichtbare unbehandelte Scherben im Bereich der Gesichter, Beine und Hände verleiht den Figuren zusätzlich eine moderne Note. Darüber hinaus verzichtete Hohenreuther auf personifizierende Gesichtsmerkmale: Alle Gesichter weisen linienartig angedeutete Münder und Schlitzaugen auf. Diese vereinfachte Durchformung der Figuren hatte neben der modernen Gestaltung einen weiteren, durchaus pragmatischen Grund - nämlich die Anpassung an die serielle Herstellung. 1926 begann Hohenreuther als 15-Jährige eine dreijährige Lehre im Maleratelier der Staatlichen Majolika-Manufaktur Karlsruhe. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung arbeitete sie dort als festangestellte Keramikerin. Hohenreuther heiratete 1934 und führte ab diesem Zeitpunkt den Doppelnamen Köhler-Hohenreuther. Ab 1947 leitete sie in der Manufaktur ein Schmuckatelier, in dem sie die Mehrzahl der 107 Modelle umfassenden Schmuckreihe entwarf. 1950 krankheitsbedingt verließ sie die Manufaktur und verstarb zwei Jahre später. Ihre eigenständige Entwurfstätigkeit begann die junge Keramikerin 1929 - also im Alter von 18 Jahren. Sie spezialisierte sich auf freiplastische Frauenfiguren, die in ihrer modernen Weiblichkeit die ästhetische Welt des Art Déco und des Expressionismus widerspiegeln. Die Künstlerin entwickelte einen eigenwilligen und unverkennbaren Frauentyp, bei dem meist junge Mädchen in einer charmanten, kessen und unbekümmerten Art dargestellt werden. Die naturalistische Wiedergabe hat dabei nicht erste Priorität. Stattdessen ließ sie personifizierte Gesichtsmerkmale bewusst weg. Eine weitere keramische Gattung, in der Hohenreuther zuhause war, waren Fliesenbilder. Daran merkt man am deutlichsten, dass sie ihre Ausbildung im Maleratelier begann. Es ist erstaunlich, dass die Keramikerin, die keine künstlerische Ausbildung erfuhr (weder an der Kunstschule Bauhaus, noch an einer Kunstakademie) sich zu einer so begabten und originellen Künstlerin entwickeln konnte. Literatur: Joanna Flawia Figiel: Tonangebend. Starke Frauen und ihre Kunst 1918-1945, Karlsruhe 2023, S. 89-97 Arthur Mehlstäubler: Ilse Hohenreuther (ver. Köhler) - ein kleines aber reizvolles Werk für die Majolika-Manufaktur Karlsruhe, in: Keramos, Oktober 2001, Heft 174, Seite 125-135 - Monika Bachmayer: Karlsruher Majolika. Die Großherzogliche Majolika-Manufaktur 1901-1927. Die Staatliche Majolika-Manufaktur 1927-1978, Ausstellungskatalog Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Karlsruhe 1979 - Monika Bachmayer, Peter Schmitt: Karlsruher Majolika 1901-2001, 100 Jahre Keramik des 20. Jahrhunderts, Karlsruhe 2001 - Joanna Flawia Figiel, Peter Schmitt: Karlsruher Majolika, Führer durch das Museum in der Majolika, Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums, Karlsruhe 2004.
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