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Kirchenfenster mit »Flucht nach Ägypten«

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P O Die spätromanische Scheibe stammt, wie fünf weitere der gleichen Serie (Inv.-Nrn. C 6578, 6580, 6581, 6582, 6583), vermutlich aus den Obergadenfenstern des westlichen Langhauses der Abteikirche Peter und Paul in Neuweiler bei Baden-Baden. Der gesamte Zyklus zeigt Szenen aus der Kindheit Jesu wie die Verkündigung an die Hirten, die Darstellung im Tempel, Christus vor den Schriftgelehrten oder die Flucht nach Ägypten. Sie gehörten zweifellos zu einem weitaus größeren Bildzyklus, über den jedoch nichts Weiteres bekannt ist. Bei ihrer Entfernung aus der Kirche wurden die Fenster, ihrer runden Form folgend, ausgeschnitten. Es ist davon auszugehen, dass die Rundbilder (Tondi) - wie in der spätromanischen Glasmalerei üblich - mit ornamental gemusterten Zwischenscheiben in ein oder mehrere hohe Kirchenfenster eingepasst waren. Bei dem vorliegenden Glasfenster handelt es sich um die Flucht nach Ägypten. Maria und das Jesuskind sitzen auf einem Esel, Joseph, mit einem Beutel an einer Stange über der Schulter, folgt zu Fuß. Alle drei tragen einen Heiligenschein, der bei Maria und Josef in Gelb, beim Jesuskind in Rot ausgeführt ist. Die Flucht nach Ägypten gehört zu den häufig gewählten Themen der christlichen Kunst. Als eine der ersten Leidensstationen Jesu hat ihre Darstellung eine Vielzahl an Deutungen erfahren. In der Frühzeit wurde der triumphale Einzug Christi in Ägypten als Ausdruck der universalen Herrschaft des Messias dargestellt. Im Mittelalter lag die Betonung auf der Mühsal der Reise, die vom Geiste der franziskanischen Frömmigkeit durchdrungen war. Ab dem 16. Jahrhundert wurde das ruhende Verweilen auf dem Weg in die Fremde zum Thema. Die Darstellung fügt sich in die ikonografische Tradition des biblischen Reisegeschehens ein. In der Frühzeit speist sich diese aus zwei Quellen: Aus der spätrömischen und über Süditalien eindringenden byzantinischen Kunst. Dabei wird nach dem Vorbild des antik-römischen »Adventus« (= Ankunft) die Flucht als ein zunächst an das Ankunftsgeschehen geknüpftes Ereignis gedeutet. Die Gottesmutter sitzt meist mit dem lehrenden Christus im östlichen Typus der sogenannten »Kathedra-Madonna« in hieratischer Feierlichkeit streng frontal auf dem Rücken des Esels, der von Joseph gefolgt oder von ihm angeführt wird. Mit der sich steigernden Marienverehrung im 13. Jahrhundert bilden sich neue Bildformulierungen heraus. Auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung im italienischen Quattrocento (15. Jahrhundert) reitet Maria im Damensitz auf dem Esel, trägt mütterliche, Jesus kindliche Züge, während Joseph mit geschultertem Stab fürsorglich dem Tross vorangeht oder ihn beschließt. Die auf dem Tondo wiedergegebene, auffällig innige Beziehung zwischen Maria und Jesus, bei der diese in den gegenseitigen Anblick versunken sind, das Kind gar zärtlich die Arme um den Hals der Mutter schlingt, dürfte daher als eines der frühesten bekannten Beispiele wegweisend für die weitere ikonografische Entwicklung der Darstellung gewesen sein. Die Bischofsstadt Straßburg war im Mittelalter ein bedeutendes Zentrum der Glasmalerei am Oberrhein, wie die herausragenden Glasfenster des Straßburger Münsters bezeugen. Dort wurde wohl auch die Folge der vier Rundbilder mit Szenen aus der Kindheit Jesu gefertigt. Literatur: Schoole Mostafawy, Als das Göttliche dem Menschlichen zu weichen begann. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe. 100 Objekte - 100 Geschichten. Dem Fremden im Eigenen auf der Spur, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, bearb. von Schoole Mostafawy, Karlsruhe 2014, S. 52, Kat. 35; - Uwe Gast, Scheibenfragment mit Darstellung der Flucht nach Ägypten. In: Dagmar Duck, Die Staufer und Italien. Drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa (= Begleitbuch zur Ausstellung der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim), Heidelberg 2010, Bd. 2, S. 311; - Rüdiger Becksmann, Die mittelalterlichen Glasmalereien in Baden und der Pfalz. In Corpus vitrearum Medii aevi. Deutschland, Baden
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