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Kaffeetasse und Untertasse mit kulturübergreifendem Dekor

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P O Die kleine Tasse mit angesetztem Henkel ist wie die dazugehörige Untertasse aus Fayence. Aus ihr wurde der lange als Luxusgetränk von Aristokraten und gut situierten Bürgern geltende Kaffee getrunken. Das ursprünglich aus Äthiopien stammende Genussmittel trat vor allem über die Vermittlung des Osmanischen Reichs (1299-1922) und spätestens mit den sogenannten »Türkenkriegen« im 17. Jahrhundert seinen Siegeszug in Europa an. Die Kaffeetasse samt Untertasse gehört zu den bereits um 1770 produzierten Fayenceerzeugnissen aus Durlach. In Anlehnung an chinesisches Blau-Weiß-Porzellan erscheint im Inneren auf weißem Grund in blauer Unterglasurmalerei ein pflanzliches Dekor, der frei oder in abgegrenzten Feldern den Spiegel und den Rand ziert. Auch der zarte Grünschimmer der Außenwandung sowie die geriefelte Wandung von Tasse und Untertasse ahmen chinesisches Porzellan nach. Die seit 1723 in Durlach ansässige Fayence-Manufaktur reagierte im Anschluss an die durch Napoleon (1769-1821) verhängte »Kontinentalsperre« (1806-1813) auf englische Warenimporte und widmete sich zunehmend der preiswerteren Fayence-Herstellung. An diesem wie an zwei weiteren Standorten in Baden (Zell am Hammersbach und Hornberg) wurde noch im 19. Jahrhundert zeittypisches Kaffeegeschirr produziert. Einzelne Tassen entwickelten sich seit dieser Zeit zu beliebten Geschenkideen. Jenseits des Heißgetränks Kaffee zählen die »Blau-Weiß-« und »Seladon-Ware« zu den bekanntesten Beispielen für einen weltweiten Kulturtransfer. Aus China gelangten sie als Exportware auch in andere Gebiete Ostasiens, nach Persien, ins Osmanische Reich und schließlich nach Europa, wo sie das Porzellan-Kabinett von Herrschern und Fürstenhöfen unterschiedlicher Kultur und Religionszugehörigkeit schmückten. Die Ware mit ihrem charakteristischen Dekor wurde auch massenhaft imitiert, sei es in Porzellan oder Fayence. Das chinesische Blau-Weiß- sowie das seladongrün glasierte Porzellan, dessen geriefelte Wandung die Blätter der Lotusblüte imitierten, bilden für die Geschichte des europäischen und »außereuropäischen« Kunsthandwerks eine durchgängige Konstante. Bis heute haben diese Porzellangattungen nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Literatur: Baden 1789 - 1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2001, S. 51 f.; WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 81, Abb. 89. - Durlacher Fayencen 1723-1847 ; Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe ; Karlsruhe 1975 ; S. 246, Nr. 232, Abb.
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