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Kanne mit Jagddarstellungen

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P O Die kleine Kanne hat einen profilierten Standring mit eingetieftem Fuß. Der Gefäßkörper ist birnförmig. Der J-Henkel ist breit gezogen. Er hat ein plastisch aufgelegtes Blatt und plastische Querrippen. Der Ausguss ist mit einer Rocaille und einem Akanthusblatt belegt, die Öffnung ist halb mit einem weiteren Akanthusblatt verdeckt. Der Deckel ist flach. Der Knauf ist als plastische Blüte geformt. Der obere Rand des Gefäßkörpers und der Rand des Deckels sind mit einem Altozier-Flechtwerkrelief belegt. Die Kanne ist in den Farben Purpur, Eisenrot, verschiedenen Grüntönen, Gelb, Blau, Braun, Grau, Schwarz und Gold bemalt. Sie hat am Boden eine unterglasurblaue Schwertermarke. Der Porzellanmaler ist wohl Gottlob Sigmund Birckner (getauft 1712-1771) oder stammt aus dessen Umgebung. Ausguss und Henkel sind Gold staffiert. Der Rand des Deckels ist vergoldet. An beiden Seiten ist auf dem Altozierrand eine Blume gemalt, ebenso im Henkel und darunter. Unterhalb des Ausgusses ist ein Blumenstrauß aufgetragen. Streublumen finden sich auch auf dem Altozierrand des Deckels. An den Seiten der Laibung finden sich zwei oben offene Rocaillekartuschen, die seitlich in grauem Gitterwerk enden; die Unterseiten der Kartuschen sind mit Blumen verziert. In den Kartuschen sind Jagdszenen dargestellt: Die eine Szene zeigt eine exotische Landschaft mit Palmen. Davor ist ein Reiter mit gelbem Gewand, grünem Umhang, roten Stiefeln und weißem Turban auf einem sich aufbäumenden Pferd (Levande-Stellung) dargestellt. Das Pferd wird von einem Tiger angegriffen, ein zweiter Tiger liegt am Boden, im Hintergrund ist ein zweiter Reiter zu erkennen. Die zweite Szene zeigt eine europäische Baumlandschaft. Auf einem Felsen am linken Bildrand sitzt ein Jäger in purpurfarbenem Gewand und Pelzmütze. Vor ihm liegen ein erlegter Bär und zwei Hunde. Auf dem Deckel finden sich zwei kleine, oben offene Kartuschen mit jeweils der Darstellung eines Hundes. Gottlob Sigmund Birckner war Schüler Höroldts und gehörte seit den 1740er Jahren zu den ranghöchsten Malern der Meißener Porzellanmanufaktur. Er war vor allem als Watteaumaler tätig, malte aber auch Jagdszenen und andere Motive. Die exotische Jagdszene ist eine verkürzte Wiedergabe der Radierung von Johann Elias Ridinger (1698-1767) mit dem Titel „Asien“ aus der Serie „Die vier Weltteile in Jagdszenen“. Die zur Graphikserie gehörenden Darstellungen „Afrika“ und „Amerika“ dienten als Vorlagen für die zum selben Service im Badischen Landesmuseum gehörende Kumme (Inv.-Nr. V 19192) bzw. für die Kanne (Inv.-Nr. V 19228). Das National Museum of American History (Smithsonian Institute) in Washington verwahrt eine identische Meißener Kanne mit Purpurmalerei, auf der in identischer künstlerischer Auffassung ebenfalls die exotische Reiterszene nach Ridingers "Asien"-Darstellung wiedergegeben ist (Inv.-Nr. 67.1043.a,b). Die die Jagdszenen unterfangenden Rocaille-Kartuschen gehen wohl auf Augsburger Ornamentstiche zurück. Die Kanne gehört zu einem mit 29 Teilen im Badischen Landesmuseum fast vollständig erhaltenen Meißener Tee- und Kaffeeservice mit europäischen und exotischen Jagddarstellungen. Zu diesem gehören: zwei birnförmige Kannen (Inv.-Nrn. V 19227, V 19228), eine Teekanne (Inv.-Nr. V 19269), eine Teedose (Inv.-Nr. V 19230), eine Zuckerdose (Inv.-Nr. V 19270), eine Schale (Inv.-Nr. V 19293), eine Kumme (Inv.-Nr. V 19192), sechs Kaffeetassen (Inv.-Nrn. V 19323 bis V 19328), fünf Teetassen (Inv.-Nrn. V 19221 a, V 19329 a, V 19330 bis V 19332) und elf Untertassen (Inv.-Nrn. V 19221 b, V 19294 bis V 19302, V 19329 b). Literatur: Rainer Rückert: Biographische Daten der Meißener Manufakturisten des 18. Jahrhunderts; München 1990, S. 139 (Birckner). - Georg August Wilhelm Thienemann: Leben und Wirken des unvergleichlichen Thiermalers und Kupferstechers Johann Elias Ridinger, Leipzig 1856, S. 214, Nr. 1132 (Asien). Nachweis der Kanne in Washington: https://www.si.edu/collections
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