P O https://data.landesmuseum.de/id/7FA123C6208E4EF6A3821F2ED17F9040

Standuhr "Apollo"

a type of cidoc:E22_Human-Made_Object

S P O prov:wasDerivedFrom
S P O sioc:has_service
S P O dct:date
S P O blmonto:xCurator
S P O dct:type
S P O dct:spatial
S P O ic:ontology/Concept
S P O dct:description
P O Das Gehäuse dieser Standuhr wurde von Abraham Roentgen (1711-1793) gefertigt. Die Uhr imitiert den Giebel eines antiken Tempels, das gravierte Giebelbild zeigt Putti mit Büchern und einer Rechentafel. Der Sockel dazwischen verkündet: "Algebra, Artis, Aritmetica". Dies lässt vermuten, dass die Uhr wohl für ein Studierzimmer bestimmt war. Eine Balustrade mit flammenden Urnen auf den Ecken bekrönt die Uhr. Das emaillierte und mit Lorbeer umkränzte Zifferblatt zeigt die Stunden in römischen, die Minuten in arabischen Zahlen, mit einer Schlange und Stab als Zeiger. Darunter befindet sich eine Metallplatte mit einer Lyra im Bandwerk. Die an der Antike angelehnten kantigen Formen erlaubten eine rationale Vorfertigung des Möbels - entgegen den geschwungenen Linien des Rokoko. Der Korpus erscheint als Grundmodul, das Roentgen in Serie bauen ließ, wovon etwa 19 ähnliche Exemplare dieses Uhrentyps in verschiedenen Sammlungen sprechen. Die Uhr ist mit einem achttägige Gehwerk ausgestattet und schlägt stündlich. Zur vollen Stunde, alle drei Stunden oder durch Ziehen an einer Schnur ertönt eine Melodie. Die Uhr hat sechs Spielwalzen mit drei Kompositionen von Christoph Willibald Gluck (1714-1787), die seine Vorliebe für antike Mythen zeigen: Das Duett "Ah, mon ami" aus Iphigénie en Tauride (1779) sowie aus Armide (1777) "Jamais dans ces beaux lieux" und "Jeunes Coeurs, tout vous est favorable". Diese Titel verstärken die antiken Zitate im Möbeldekor Roentgens. Die Uhr belegt zum einen, dass für Musikwerke auf jeweils aktuelle Komponisten zurückgegriffen wurde und diese selbst Stücke für solche Uhren schufen (Händel, Haydn, Beethoven). Zum anderen, dass bereits in den 1780er Jahre das Kunsthandwerk antike Formen aufgriff, bevor Directoire und Empire in Mode kamen. 1750 gründete Abraham Roentgen (1711-1793) eine Kunstschreinerei in Neuwied. In England hatte er neue Betriebsstrukturen erfahren: Möbel wurden nicht mehr auf Bestellung, sondern auf Vorrat gefertigt. Er rationalisierte ebenso Arbeitsprozesse, etwa mit „Baukastensystemen“. Dennoch wurde jedes Möbel im Dekor als Einzelstück ausgearbeitet. Heimische Hölzer bildeten den Grundkorpus, den wertvolle Furniere sowie Einlagen aus Elfenbein, Perlmutt, Schildpatt oder feuervergoldete Beschläge verkleideten. Roentgens Sohn David (1743-1807) erweiterte die Werkstatt und gründete Filialen in St. Petersburg, Brüssel, Paris und Berlin, um internationale Aufträge erfüllen zu können. Auch richtete man an mehreren Ortten Möbellager als „showroom“ ein. In der Hochphase besaß der Betrieb etwa 80 Mitarbeiter und mehrere spezialisierte Subunternehmer, der den europäischen Hochadel belieferte. Gern kooperierte Roentgen z. B. seit 1762 mit dem Uhrmacher Peter Kinzig IV (1745-1816) und den Orgelbauern Johann Christian (1758-1827) und Johann Wilhelm Weil (1756-1813), um Möbel attraktiver zu gestalten. Solches betraf besonders Standuhren oder Schreibtische sowie „Kabinettschränke“, die man mit Uhren sowie Spielwerken koppelte. Ab 1783 wurde Katherina II. von Russland eine Hauptkundin Roentgens, Das erste Stück für sie war der „Apolloschreibtisch“ mit Musikwerk. Es spielte unter anderem den „Reigen seliger Geister“ aus „Orpheus und Eurydike“ von Willibald Gluck. Balustraden mit Vasen aus Messing bekrönten nebst der Figur eines Apollon das Objekt. Dieses Design für die prominente Kundin wurde zum Produktschlager Roentgens. Zur schleichenden Rezession der Luxusmöbel aus Neuwied führte die Französische Revolution 1789.
S P O dct:keyword
S P O rdfs:label
S P O cidoc:P45_consists_of
S P O schema:image
S P O dct:identifier