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Karaffe für den exquisiten Weingenuss

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P O Die Karaffe aus transparentem, farblosem Glas mit einem dazugehörigen Stopfen weist einen kegelförmigen Gefäßkörper mit einem leicht abgesetzten Boden und einen kurzen Hals mit einem waagerecht auskragenden Rand auf. Auf dem Gefäß sind florale Motive eingeschliffen, die an stilisierte Weintrauben erinnern sollen. Bei dem Gefäß handelt es sich um eine sogenannte »tong« (Weinkaraffe), die im Iran traditionell zum Servieren von Rotwein genutzt wird. In der Qadjaren- (1722-1925) und Pahlawi-Zeit (1925-1979) servierte man aus solchen Karaffen vornehmlich das traditionelle Getränk »dugh« (vergleichbar Ayran, Sauermilch) oder Spirituosen. In der Bildkunst des 18. und 19. Jahrhunderts konnte die Karaffe auf eine der christlichen und damit auch der westlichen Kultur unterstellte Freizügigkeit beim Weingenuss anspielen, die ein islamisches Selbstbild dem Muslim versagte. Tatsächlich reicht die Weinkultur Vorderasiens jedoch bis in den antiken Orient zurück. In der islamischen Periode fiel die produzierte Menge naturgemäß geringer aus. Der Konsum blieb auf den privaten Raum beschränkt. Dort konnte ein Trinkservice westlicher Art den exquisiten Charakter des Anlasses zusätzlich steigern, der in der Regel mit der Rezitation von dem Wein huldigenden Versen berühmter klassischer Dichter Persiens einherging. Daran hat sich trotz staatlich verhängter repressiver Strafen bei Alkoholgenuss auch in der Islamischen Republik Iran wenig geändert. Mit dem 19. Jahrhundert zog das Zeitalter des globalen Marktes auf. In einem beispiellosen Wettlauf versuchten europäische Staaten, neue Absatzmärkte für ihre Erzeugnisse zu erschließen. In der Folge überschwemmten europäische Industrieprodukte den Nahen und Mittleren Osten. Im Stil waren diese Importe entweder westlich oder nahmen im Hinblick auf die Konsumenten orientalische Anregungen auf. Zu den beliebtesten frühen Importgütern gehörte das Böhmische Glas. Als richtungweisend für den guten Geschmack gilt jedoch bis heute Frankreich. Dagegen müssen technische Geräte das Label »Made in Germany« tragen. Literatur: Jakob Möller, Identifikation und Identitätsstiftung mit Einrichtungsgegenständen. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 156, Kat. 188.
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