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Photographie aus der Serie »Dareke« von Asoo Khanmohammadi

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P O Die im Jahr 2008 als Farb-Digital-Aufnahme entstandene Fotografie gibt den Blick auf einen eher ungewöhnlichen Schauplatz frei. Öffentliche sanitäre Anlagen sind im Iran ein Thema für sich selbst. Ausblicke auf den Zugang zur Damentoilette mit davor aufgestapelten, zugeschnürten Zementstücken lassen im Hinblick auf die allgegenwärtige islamische Kleiderordnung und das Rollenverständnis der Frau vielfältige Assoziationen zu. Subtil wirft die Fotografie Fragen nach der Stellung der Frau im heutigen Iran auf. Die gesetzlich vorgeschriebene Pflicht, sich zu verhüllen, folgt den späteren islamischen Auslegungen des Koran und ist keineswegs in den kanonischen Schriften manifestiert. Mit der Gründung der Islamischen Republik Iran nach der Revolution 1979 wurde die Verhüllung der Frau zu einem Politikum. Ihre Verschleierung sollte die Frau nach islamischem Gesetz vor dem Blick fremder Männer schützen. Doch mit dem Gebot wurde sie gleichsam augenfällig entmachtet und aus der patriarchalischen Gesellschaft eliminiert. Die Iranerin verlor nicht nur ihre unter der Dynastie der Pahlavi (1925-1979) eingeführten Rechte im Sinne einer Gleichstellung von Mann und Frau, sondern ihre körperlich sichtbare Präsenz in der Öffentlichkeit. Die Fotografin Asoo Khānmohammadi (geb. 1980) fasziniert das Thema der Abwesenheit und Entindividualisierung der Frau, der sie in ihrem Werk mit verschiedenen Serien nachspürt. Die Fotografie gehört zu einer Serie, die sich mit dem Thema »Abwesenheit« auseinandersetzt. Seien es Außenaufnahmen von häufig besuchten Ausflugszielen in Teheran oder von Interieurs einfacher Wohnräume in Ilām (Provinz Khusistān), wo Frauen durch Selbstverbrennung Suizid begangen: Die Abwesenheit des Menschen verweist stets auf seine mittelbare Präsenz. Dieses Gedankenspiel ist dem religionsphilosophischen Ansatz des mystischen Islam verbunden. Der Leere des Raums steht die mögliche Fülle des Lebens gegenüber. Wird die menschliche Existenz erst durch ihr Umfeld begreifbar, so schenkt das entstandene Vakuum Raum für unausgesprochene Sinnzusammenhänge. Eindeutiges in einer rätselhaft mehrdeutigen Sprache zu verpacken, ist ein Charakteristikum der persischen Schrift- und Bildkunst. Auf diese Tradition greifen seit Bestehen der Islamischen Republik Iran viele Künstler*innen zurück, um sich - ungeachtet möglicher Repressalien durch das Regime - Gehör zu verschaffen. Literatur: Asoo Khanmohammadi: Frei-Räume. Fotografien aus dem Iran, hrsg. vom Badischen Landesmuseum (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Schloss 2009), Karlsruhe 2009, S. 53, Kat. 35.
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