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"Philosophie- und Literatur"

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P O Johannes Schreiter (geb. 1930) schuf das „Philosophie- und Literatur-Fenster“ 1987 als Probefenster für die seit 1977 geplante Gesamtverglasung der Heiliggeistkirche in Heidelberg. Auf leuchtend rotem Grund erscheinen wie in unterschiedlichen Schrifttypen auf verschiedenfarbiges Papier aufgebracht die Titel berühmter Bücher des 20. Jahrhunderts. Darunter sind: „Der Untergang des Abendlandes“ (Oswald Spengler, 1918-1922), „Ulysses“ (James Joyce, 1922), „Der Zauberberg“ (Thomas Mann, 1924), „Im Westen nichts Neues“ (Erich Maria Remarque, 1928), „Berlin Alexanderplatz“ (Alfred Döblin, 1929), „Endspiel“ (Samuel Beckett, 1956). Dabei stehen die Titel immer für die Inhalte der Texte. Unten ist als Typoskript ein Auszug aus Karl Jaspers 1957 erschienenem Buch „Die Atombombe und die Zukunft des Menschen“ zu sehen, in dem sich Jaspers mit den Gefahren der Blockbildung und des Atomkriegs auseinandersetzte. Schreiter versah dieses Zitat mit dem mehrdeutigen Stempel „Abgesetzt“. Weitere Bildelemente des Fensters haben für Schreiter große Symbolkraft: Da ist zum einen ein Labyrinth, das als Hinweis auf die verschlungenen Wege und Irrwege des Denkens steht. Hinzu kommen Spuren verbrannten Papiers unterhalb des Labyrinths und am unteren Rand des Typoskript. Für Schreiter sind diese in Glas umgesetzten Brandspuren Metapher für Zerstörung. Im Kontext dieses Fensters stehen sie für die Gefährdung und Vergänglichkeit des Wissens und der Erkenntnis. Schließlich setzt Schreiters ein für seine Glasgemälde typisches Stilelement ein, die in freier Gestaltung linear gesetzte und ins Leere laufende Bleirute. Diese hat keine Funktion für die Stabilisierung des Glases im Fenster, sondern ist freies künstlerisches Ausdrucksmittel. Insgesamt ist das inhaltlich und gestalterisch komplexe „Literatur- und Philosophie-Fenster“ ein großartiges Beispiel für Schreiters unverwechselbare, künstlerisch herausragende Bildsprache. Johannes Schreiter zählt international zu den bedeutendsten Glasmalern der Gegenwart. Von 1963 bis 1987 war er Professor an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste (Städelschule) in Frankfurt am Main. Mit seinen technischen und gestalterischen Erneuerungen prägt er die Glasmalerei des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts entscheidend. Seine Werke sind von größter inhaltlicher Dichte. Er setzt in seiner Kunst die Fragestellungen des menschlichen Lebens, des Glaubens und der Zeitgeschichte mit inhaltlicher und gestalterischer Prägnanz um. Die spätgotische Heidelberger Heiliggeistkirche diente bis zum Dreißigjährigen Krieg als Aufbewahrungsort für die Bibliotheca Palatina, die eine der bedeutendsten Bibliotheken Europas war und das gesammelte Wissen ihrer Zeit beherbergte. In unserer Zeit ist die Heiliggeistkirche die Hauptkirche der Stadt Heidelberg, deren Universität Weltruf genießt. Entsprechend konzipierte Schreiter für den Chorraum zwölf gelbgrundige Fenster, welche die Entwicklung der Christentums thematisieren. Im Langhaus aber sollten zehn rotgrundige Fenster die Fakultäten der Universität und damit das universale Wissen der Gegenwart aufzeigen: Neben Literatur und Philosophie thematisierte Schreiter Musik, Computertechnik, Medien, Physik, Ökonomie, Chemie, Biologie, Medizin und Kartographie. Dieses inhaltlich und künstlerisch außergewöhnliche und anspruchsvolle Konzept verursachte in Heidelberg heftige Kontroversen, den sogenannten „Fensterstreit“. Die Gesamtverglasung der Heiliggeistkirche und wurde schließlich nicht von Johannes Schreiter ausgeführt. Literatur: Glasmalerei der Moderne. Faszination Farbe im Gegenlicht. Ausst.-Kat. Des Badischen Landesmuseums Karlsruhe 2011 ; bearbeitet von Jutta Dresch ; Karlsruhe 2011, S. 213 f., Kat.-Nr. 73, farb. Abb.
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