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Schale mit Lüsterglasur

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P O Die flache Schale ist vollständig mit einer cremeweißen Zinnglasur überzogen. Auf der Zinnglasur liegt eine sogenannte Lüsterglasur in warmem Kupferton auf, die in einem zweiten reduzierten Brand auf das Gefäß aufgetragen wurde. Den Dekor der Schale dominiert ein Kreuz. Es unterteilt die Fahne in vier Felder, die flächendeckend mit pflanzlichen Ornamenten gefüllt sind. In dem leicht aufgewölbten Spiegel ist ein renaissancezeitliches Wappenschild skizziert. Der ursprüngliche Inhalt ist nicht mehr erhalten. Stattdessen wurde bei einer frühen Restaurierung ein stilisierter Blütenkelch ergänzt. Den Rand ziert zwischen zwei breiten Streifen eine Inschrift in gotischen Lettern: »Erat Verbum«. Mit dem verkürzten Ausspruch wird auf den Beginn des Johannesevangeliums »In Principio Erat Verbum« (= »Am Anfang war das Wort«) angespielt. Konzentrische Kreise aus unterschiedlich starken Linien gliedern die Rückseite. Aus der Komposition und ihren Einzelteilen spricht die vollkommene Durchdringung spanisch-islamischer und christlicher Ästhetik. Die flächendeckende Verzierung und selbst die Lateinschrift scheinen die Charakteristika der islamischen Keramik zu kopieren. Damit steht die Schale in der sogenannten Mudejar-Tradition Valensias. Der Wappenschild auf dem »Omphalos« ist seit dem gotisch-mudéjaren Stil des 15. Jahrhunderts für die valencianische Lüsterware kennzeichnend. Von den heraldischen Zeichen der europaweit ansässigen Kundschaft angeregt, integrierte die Dynastie der Nasriden (1232-1492) die europäische Heraldik in die maurische Kunst Granadas. In der spanischen Lüsterkeramik spiegelt sich der allzeit lebendige Kulturaustausch im euromediterranen Raum. Das Ende der über sieben Jahrhunderte währenden maurischen Herrschaft (711-1492) fiel mit der Entdeckung der Welt zusammen, in deren Folge Spanien politisch und kulturell zu einem Weltreich emporstieg. Im sogenannten »Siglo de Oro« (Goldenes Zeitalter) bildeten sich Mischstile heraus, die als eine Synthese christlicher und islamischer Kunst in der aus Italien eindringenden Renaissance fortlebten. Noch im 16. Jahrhundert war die goldglänzende Lüsterware ein Luxus-Exportartikel Spaniens entlang der Küsten. Für die Schale standen islamische und christliche Gold- und Silberschmiedearbeiten gleichermaßen Pate: Der leicht erhabene Mittelbuckel zitiert getriebenes Tafelgeschirr der Renaissance. Dagegen weist der Lüsterglanz der Schale auf das metallische Gerät der islamischen Welt: Schon im frühen Mittelalter führte die Beschäftigung mit Astronomie dazu, jedem Planeten ein Metall zuzuordnen. Lüster galt als künstliches Gold und Symbol der Sonne. Mit der Übertragung auf die Keramik konnte man der Empfehlung des Propheten Muhammed auf den möglichen Verzicht auf Edelmetallgeschirr entsprechen, ohne dem Luxusgerät zu entsagen. So folgten den ersten Experimenten im Irak bald die Töpfer aus Ägypten. Nachdem ihre Ware im hohen Mittelalter im Iran und Syrien weiter verfeinert worden war, wurde sie von spanischen Produktionsstätten etwa in Calatayúd, Murcia und Málaga rezipiert. Literatur: WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 85, Abb. 97; Jakob Möller, Spanische Keramik des 15. bis 17. Jahrhunderts. Aus der Sammlung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe (= Bildhefte des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, NF, Heft 5), hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2013, S. 14 f., Kat. 2.
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