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Platte aus dem »Goldenen Zeitalter« Spaniens

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P O Die flache, sowohl innen wie außen mit Lüstermalerei verzierte Platte weist eine breite Fahne auf, den 24 geschweifte Buckel im Relief schmücken. Nach innen begrenzt die Fahne ein umlaufender Grat. Der Spiegel ist deutlich abgesetzt und tiefer gelegen. Auf einem Streifen mit Strahlenkreisen folgen eine dünne Doppellinie und ein breites Band aus Lotus- oder Distelblüten und Zypressen, das an einen antiken Palmettenfries erinnert. Im Zentrum des Spiegels erhebt sich ein Mittelbuckel, der als »Omphalos« (griechisch für »Nabel«) bezeichnet wird. Dieser wird von einem Ring mit acht umlaufenden, abwechselnd mit Punktstrichen und Strahlenkreisen verzierten Buckeln umgeben. Auf dem Omphalos ist ein französisches Wappenschild mit einem Adler erkennbar, der jedoch keiner eindeutigen Adelsfamilie zugewiesen werden kann. Die Außenseite schmückt ein stilisierter Kreis- und Blattdekor. Der Einfluss der islamischen Dekor- und Technik-Tradition ist auffällig. Die Freude am Heraldischen verweist dagegen auf eine erlesene, europaweit ansässige Kundschaft. In der spanischen Lüsterkeramik spiegelt sich der allzeit lebendige Kulturaustausch im euromediterranen Raum. Das Ende der über sieben Jahrhunderte währenden maurischen Herrschaft (711-1492) fiel mit der Entdeckung der Welt zusammen, in deren Folge Spanien politisch und kulturell zum Weltreich aufstieg. Im »Siglo de Oro«, dem Goldenen Zeitalter, bildeten sich Mischstile heraus, die als eine Synthese christlicher und islamischer Kunst in der aus Italien eindringenden Renaissance fortlebten. Noch im 16. Jahrhundert war die goldglänzende Lüsterware ein Luxus-Exportartikel Spaniens entlang der Küsten. Für die Platte standen islamische und christliche Gold- und Silberschmiedearbeiten gleichermaßen Pate. Zitieren die geschweiften Buckel, der Omphalos oder einzelne Schmuckbänder getriebenes Tafelgeschirr der Renaissance, so weist der Lüsterglanz der Platte auf das metallische Gerät des Vorderen Ostens hin: Schon im frühen Mittelalter führte die Beschäftigung mit Astronomie dazu, jedem Planeten ein Metall zuzuordnen. Lüster galt als künstliches Gold und Symbol der Sonne. Mit der Übertragung auf die Keramik konnte man der Empfehlung des Propheten Mohammed auf den möglichen Verzicht auf Edelmetallgeschirr entsprechen, ohne dem Luxusgerät zu entsagen. So folgten den ersten Experimenten im Irak bald die Töpfer aus Ägypten. Nachdem ihre Ware im hohen Mittelalter im Iran und Syrien weiter verfeinert worden war, wurde sie von spanischen Produktionsstätten etwa in Calatayúd, Murcia und Málaga rezipiert. Auf dem nach antiken Opferschalen benannten Omphalos stellt das französische Wappenschild ein Kennzeichen der im gotisch-mudéjaren Stil des 15. Jahrhunderts gehaltenen valencianische Lüsterware dar. Von den heraldischen Zeichen der europaweit ansässigen Kundschaft angeregt, integrierte die Dynastie der Nasriden (1232-1492) die europäische Heraldik in die maurische Kunst Granadas. Literatur: Schoole Mostafawy, Von der Metamorphose des Steins der Weisen. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe. 100 Objekte - 100 Geschichten. Dem Fremden im Eigenen auf der Spur, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, bearb. von Schoole Mostafawy, Karlsruhe 2014, S. 63, Kat. 44; Jakob Möller, Spanische Keramik des 15. bis 17. Jahrhunderts. Aus der Sammlung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe (= Bildhefte des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, NF, Heft 5), hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2013, S. 12 f., Kat. 1.
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