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Tuch mit Zypressenmotiv im Flammenmuster

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P O Das längsrechteckige Tuch aus Seide diente als Raumteiler. Es weist eine bildhafte Musterung auf: Umrahmt von einer breiten Bordüre wachsen im Mittelfeld vor einem dunkelroten Grund drei Zypressen in Grün, Weiß, Dunkelrot, Gelb und Schwarz auf. Sie werden von zwei Vögeln flankiert, die Pfauen darstellen sollen. Nach oben schließt das Feld nischenartig mit einer schwarzen, bunt gemusterten Zone ab. Das Tuch gehört zur Gruppe der sogenannten »dārā’i«-Stoffen. Der Begriff leitet sich im Persischen von der Erinnerung an König Dariusch (Dareios; 550-486 v. Chr.) ab und ist gleichbedeutend mit »Herrschaft« oder »Herrscher«. Die Stoffe mit den unregelmäßig verfließenden Konturen werden in einer aufwändigen Reserve-Färbetechnik erzielt. Charakteristisch für sie ist ein flammenartiger Effekt. Diese Technik rückt die Stoffe in die Nähe der sogenannten Ikat-Stoffe. Der Begriff »Ikat« bezieht sich auf indonesische Methoden, Garn noch vor dem Weben dem gewünschten Muster entsprechend durch Umwicklungen stellenweise abzudecken und zu färben. Im Iran wird dieses Verfahren auf der Kette eines Gewebes angewendet. Dabei bleibt der kaum sichtbare Schuss einfarbig. Orientalische Textilien waren schon früh begehrte Luxusartikel. Bezeichnungen wie Damast, Chiffon oder Brokat sind in die europäischen Sprachen eingegangen. Abbildungen von Teppichen auf Gemälden der Gotik und Renaissance zeugen vom regen Handel zwischen Venedig und der islamischen Welt. Schon im frühen Mittelalter gelangten Seidenstoffe in den Westen, wo sie Reliquien umhüllten, zu Messgewändern oder gar zum Krönungsmantel der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches verarbeitet wurden. Im 12. Jahrhundert begannen europäische Weber mit der Übernahme islamischer Textilmuster. In der Folge arbeiteten unter anderem venezianische Seidenwebereien für den osmanischen Hof. Die sogenannten »dārā’i«-Stoffe, die bereits unter der Dynastie der Safawiden aufkommen (1501-1722), erlebten im 19. Jahrhundert eine Blüte. Persische Handwerker versuchten mit diesen Stoffen, mit den immer größeren Mengen importierten Textilien aus Europa zu konkurrieren. Als wichtigstes Herstellungszentrum im Iran gilt heute noch Yazd. Hier wie in der Stadt Rascht erfreute sich auf diesen Stoffen das Zypressenmotiv großer Beliebtheit, das schon im 13. Jahrhundert aus der klassischen Dichtkunst Persiens als Lebensbaum bekannt war und metaphorisch auf die schöne Gestalt des Geliebten / der Geliebten anspielte. Bald fanden die Stoffe auch in anderen zentralasiatischen Staaten Anklang. Häufig ist es daher schwierig, den genauen Herstellungsort zu bestimmen. Der Iran nahm wegen seiner internationalen politischen und kommerziellen Verflechtungen schon in der frühen Neuzeit eine kulturelle Vermittlerrolle ein. Eine traditionsreiche Verbindung verband Iran mit Indien. Das »Zypressen«-Motiv tritt häufig auch auf »qalamkār«-Behängen auf. Mithilfe von Modeln buntbedruckte und bemalte Baumwollstoffe, die u. a. als Raumteiler oder Sonnenschutz vor Fenstern und Türen dienten. Unter der Bezeichnung »Persiennes« oder »Indiennes« wurden daher diese Stoffe in Europa bereits seit dem frühen 16. Jahrhundert importiert. Literatur: WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 87, Abb. 101; Marie-Louise Nabholz-Kartaschoff und Axel Langer, Pfauen, Blüten & Zypressen. Persische Textilien der Qajaren-Zeit (1788-1925) (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Museum Rietberg Zürich 2005), Zürich 2005, S. 104-108, Kat. 49.
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