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Afghanischer Kriegsteppich
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Bei dem exotisch anmutenden Kriegsteppich handelt es sich um einen Bildteppich. Der Knüpfteppich zeigt im Mittelfeld auf rotem Grund russische Kriegsgeräte in Gestalt von abwechselnd zwei Panzern und zwei Helikoptern. Handgranaten, Kriegsflugzeuge und eine überdimensional große Kalaschnikow umgeben die Fahrzeuge. Entlang der einfachen Bordüre sind aneinandergereihte Patronen zu erkennen. Kriegsteppiche aus Afghanistan sind buchstäblich mit dem sowjetisch-afghanischen Krieg (1979-1989), dem afghanischen Bürgerkrieg, der Regierung der Taliban (1989-2001) sowie mit dem Einmarsch internationaler Truppen »verknüpft«. In Material, Knüpfqualität und Design uneinheitlich, reichen die als Ornamente innerhalb traditioneller Grundmuster stilisiert aufgefassten Darstellungen vom Schlachtenbild, Portraits populärer Kriegsführer bis zum Kriegsgerät. Vorwiegend in kleinen Formaten gefertigt und als Wandschmuck gedacht, tauchten die ersten Exemplare Mitte der 1980er Jahre in den Bazaren und im Handel auf und gehörten bis ins Jahr 2000 zum Sortiment afghanischer, pakistanischer wie iranischer Teppichhändler. Schon vor den Endsiebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stellten Teppiche für Afghanistan ein wichtiges Exportgut dar. Folglich nahmen afghanische Flüchtlinge in den Lagern und im Exil ihr traditionelles Handwerk rasch wieder auf. Auch wird berichtet, dass um 1980 afghanische Kunststudenten in den Lagern von Pakistan Flüchtlinge anregten, neue Teppichmotive zu schaffen, um Erlebtes zu verarbeiten bzw. Widerstandskunst zu lancieren. Zu ihnen gesellten sich Kämpfer der Volksmudschahedin, die ihre Parteikasse füllen wollten. Seit 1993 wurden in Herat mit Hilfe der UNESCO und den NGOs Teppichknüpfwerkstätten eingerichtet. Hier erlernten sogar Knaben das Handwerk, womit die alte geschlechtsspezifische Arbeitsteilung aufbrach. Wenn auch die Knüpfqualität anfangs oft nicht an alte Standards heranreichte, so boten bei einem Überangebot an Teppichen die Kriegsmotive die Chance, neue Märkte zu erschließen. Vermutlich erwarben zuerst sowjetische Offiziere solche Teppiche, denen reiche Exil-Afghanen und arabische Geschäftsleute folgten. Unter den Käufern aus Europa und Nordamerika waren neben Liebhabern von Orientteppichen sogenannte Militaria-Sammler. In diesem Zusammenhang war sicher der Reiz der Exotik, der vom fernen Kriegsgeschehen ausgeht, verkaufsfördernd. Diese außergewöhnlichen Stücke sind nicht nur Artefakt. Vielmehr sind sie als Erinnerung an Geschehenes Dokumente zeitgeschichtlicher Ereignisse. Literatur: Andreas Seim, Textile Identitätsfindung unter dunklen Vorzeichen. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 160 f.; Jürgen Wasim Frembgen und Hans Werner Mohm, Lebensbaum und Kalaschnikow. Krieg und Frieden im Spiegel afghanischer Bildteppiche, Blieskastel 2000; Karin Knauer, Afghanistan, Krieg und Alltag (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung des Museums für Völkerkunde Freiburg 1994), Waldkirch 1995.
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