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Henkelkrug aus China mit europäischer Metallmontierung

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P O Der Henkelkrug erhebt sich über einem hohen, konisch zum Körper sich verjüngenden Fuß. Der birnenförmig modellierte Körper verengt sich zur Schulter, die zu einen zylinderförmigen Hals überleitet. Dieser weitet sich zur Mündung, an der eine kurze Tülle sitzt. Ein im Verhältnis zum Körper überproportional erscheinender Griff verbindet den Körper mit dem Hals. Die vergoldete Silbermontierung in Gestalt eines flachen Deckels ist eine spätere europäische Ergänzung. So auch der springende Löwe, dessen linke Tatze auf einem perlenartig geformten Knauf ruht. Als Daumenrast verbindet er den Deckel mit dem Griff. Die Oberseite des Deckels ist mittig mit einer gravierten sechsblättrigen Blüte verziert. Den Dekor zeichnet eine kobaltblaue Unterglasurmalerei aus. Üppig blühende Blumenzweige und stilisierte Kompositblüten zieren die einzelnen Körperzonen, ein Zinnenkranz den Fuß. Unter dem Boden in Blau spitzes Blatt mit Stängel, vermutlich die sogenannte Artemisia-Blatt-Marke der Kangxi-Zeit. Der Krug gehört zur Gattung der »Blau-Weiß-Ware«. Diese Gattung ist vielleicht der bekannteste Beleg für einen weltweiten Kulturtransfer. Das hierfür benötigte Farb- bzw. Oxidpigment Kobaltblau und seine Verwendung als Glasurfarbe zu Dekorationszwecken lassen sich zunächst im Alten Ägypten und im Alten Persien nachweisen. Über viele Jahrhunderte galt die »Smalte« (gepulvertes Kobaltglas) - im 19. Jahrhundert auch unter der Bezeichnung »Muhammedanisch Blau« geführt - als Exportschlager und wurde weltweit teurer als Gold gehandelt. Nachdem der Farbstoff in China bekannt geworden war, wurde er zur Bemalung von Porzellan eingesetzt. Im 14. Jahrhundert erlebte die Produktion des chinesischen Blau-Weiß-Porzellans ihren ersten Höhepunkt. Von hier aus gelangte sie in andere Gebiete Ostasiens wie Japan, nach Persien, ins Osmanische Reich und schließlich nach Europa, wo sie das Porzellan-Kabinett von Herrschern und Fürstenhöfen unterschiedlicher Kultur und Religionszugehörigkeit schmückte. Bereits seit dem 13. Jahrhundert wurde das chinesische Blau-Weiß-Porzellan zum Zeichen der Wertschätzung oft nachträglich in Europa mit einer Montierung versehen. Bekannt sind vor allem Montierungen aus Augsburg, da Augsburg in 16. und 17. Jahrhundert ein wichtiger Herstellungsort für Gold- und Silberwaren in Europa war. Die kostbare Ware aus China gelangte nicht nur im Original oder als Export-Ware in diverse Reiche, sondern wurde auch massenhaft imitiert, sei es in Porzellan, Fayence oder Steingut. So bildet das chinesische Blau-Weiß-Porzellan für die Geschichte des europäischen und »außereuropäischen« Kunsthandwerks eine durchgängige Konstante, das bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Der Krug war Teil einer umfangreichen Porzellansammlung, die dem Eigentümer Dr. Ernst Gallinek aus Baden-Baden ns-verfolgungsbedingt und damit unrechtmäßig entzogen worden war. Nach der Restitution der Sammlung erwarb das Badische Landesmuseum den Krug rechtmäßig von der Erbengemeinschaft des Voreigentümers. Literatur: WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 81.
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