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Teller mit chinesisch inspirierter Darstellung einer Liebessage

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P O Der flache Teller steht auf einem kleinen Fußring. Er weist einen deutlich abgesetzten Spiegel und einen schmal angelegten, leicht nach innen gewölbten Rand auf. Das Steinzeug wurde weiß glasiert und mit blauen Motiven im Umdruckverfahren bedruckt. Im Übergang vom Spiegel zum Rand sowie auf dem Rand selbst breitet sich ein flächendeckender, geometrischer Dekor mit chinesischen Anleihen aus. Im Spiegel sind an drei, auf dem Boden an acht Stellen Brandnarben zu erkennen, die auf das Stapeln des Geschirrs im Brennofen verweisen. Der Dekor im Spiegel steht im Zeichen der »Chinoiserie« des 19. Jahrhunderts und trägt die Bezeichnung »Blue Willow« (= Blaue Weide). Die isometrisch gesehene, stark stilisierte Landschaft greift auf Motive aus der chinesischen Kunst zurück. Diese wurden unter der Bezeichnung »shan sui« (Berge und Wasser) bekannt und mit den Elementen Boot, Baum, Pagode, Zaun und Brücke verknüpft. Im Vordergrund geben sich am Ufer eines Gewässers Pagoden und weitere Gebäude zwischen Bäumen zu erkennen. Die sich dahinter ausbreitende Seelandschaft zeigt ein Schiff und gibt den Blick auf weiteres Land mit Gebäuden und Bäumen frei. Am Himmel fliegen zwei Tauben, während drei Chinesen auf einer Brücke spazieren gehen. Eine blühende Blaue Weide steht im Bildmittelpunkt. Der Baum gab dem Teller sowie weiteren Geschirrteilen aus dem Service den Namen. Der Teller gehört zur Gattung der sogenannten »Blau-Weiß-Ware«, die seit der frühen Neuzeit zu den begehrtesten Exportartikeln aus China zählte. Die Ware wurde nicht nur in Europa massenhaft imitiert, sondern führte auch zur Entstehung neuer Motive, die das ferne Land und seine exotisch empfundene Kultur nach europäischer Vorstellung abbildeten. Die auf dem Teller dargestellte Szene soll auf der Grundlage einer angeblich chinesischen Liebessage rund um eine Weide entstanden sein. Die in England erfundene Sage erzählt von der unglücklichen Liebe zwischen dem bescheidenden Buchhalter Chang und der Prinzessin Koong-se. Da die Prinzessin bereits an einen wohlhabenden Mann versprochen worden war, entließ ihr verärgerter Vater den Buchhalter und zog einen Zaun um sein Haus, um dieser Liebe Einhalt zu gebieten. An dem Tag, an dem die Blaue Weide blühte, sollte die Hochzeit stattfinden. Das Liebespaar flüchtete vor dieser Heirat auf eine einsame Insel. Doch ihr Glück sollte nicht lange währen: Der mächtige, auf Rache durstende Reiche ließ das Liebespaar Koong-se und Chang umbringen. Die vom unglücklichen Ende der Romanze bewegten Götter verwandelten daraufhin die Liebenden in zwei Tauben. Das Motiv »Blue Willow« wurde gegen 1790 von Thomas Minton (1765-1836) in der Caughley-Porzellan-Fabrik in Shropshire entworfen und ließ sich weltweit nahezu 200 Jahre lang gewinnbringend vermarkten. Noch in den 1970er und 1980er Jahren war ein Kaffeeservice mit diesem Motiv in der Ausführung Blau-, Rosa- und Grün-Weiß ein Verkaufsschlager, der in fast jede deutsche Stube gehörte. Der vorliegende Teller wurde im Iran erworben. Literatur: Rita Szlaużys-Mann, Das Kaffeeservice unserer Großmütter. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe. 100 Objekte - 100 Geschichten. Dem Fremden im Eigenen auf der Spur, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, bearb. von Schoole Mostafawy, Karlsruhe 2014, S. 92, Kat. 68; WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 81, Abb. 90.
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