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Mischwesen mit Gold schimmernder Glasur

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P O Das keramische Objekt ist in Gestalt eines traditionellen »Rhyton« modelliert - ein Gefäß, das auch in der persischen Antike zum Ausgießen von Trankopfern benutzt wurde. Der Form nach zeigt es ein Mischwesen aus Pferd und Mensch, den »Kentaur«. Das Mischwesen ist aus der griechischen Mythologie bekannt, war aber auch im Achämenidenreich (um 550-330 v. Chr.) weit verbreitet. An einigen Stellen unterhalb der kupferfarbenen Lüsterglasur zeigt der Kentaur Reliefdekor. Dieser betont den tierischen Brustansatz und den menschlichen Oberkörper des Mischwesens. Drei Perforationen zieren den Rücken. Den angewinkelten Armen der Figur stehen zwei Henkelansätze auf dem Gesäß gegenüber. Die hohen Beine, die Ösenhenkel und die leichte Taillierung der Form erinnern an Bronzestatuetten und Trinkgefäße in Tierform aus dem beginnenden 2. bis 1. Jahrtausend v. Chr. aus Gilān (Nord-Iran), besonders an Funde der Nekropole von Marlik-Tepe. In den »Aquamanilen« (= Wasserspender) des frühen islamischen Mittelalters und in der unter Einfluss chinesischen Dekors vorgenommenen Abwandlung der im 16. und 17. Jh. weit verbreiteten »Kendi«-Gefäße wird im Iran die Form weitertradiert. Bei der Auffassung der menschlichen Gesichtszüge orientierte sich der Töpfermeister an Vorbildern wie Tonfiguren und keramischen Idolen der mittel- und neuelamischen Periode (1900-1100 bzw. 800-646 v. Chr.). Im Unterschied zu den genannten Vorläufern besitzt das neuzeitliche Stück durch den Verzicht auf eine Tülle oder andere Ausgussöffnungen ausschließlich dekorativen Charakter. Arabische Zahlen unterhalb des Rumpfs datieren das Objekt in das iranische Sonnenjahr 1357 (= 1979). Der Kentaur ist ein Werk des Töpfermeisters Hādji Esmāil Schirān (geb. 1935) aus Isfahan. Tief verbunden mit dem kulturellen Erbe seiner Heimat, schlägt Schirān eine Brücke zwischen frühgeschichtlichem und islamischem Formengut. Sein größter Verdienst ist die Wiederbelebung der Tradition iranischer Lüsterglasurtechnik (auf Persisch: »sofāl-e zarin fām«), deren Rezeptur im 19. Jahrhundert verloren ging. Die Anwendung der Technik zur Erzeugung Gold schimmernder Luxusgefäße und Fliesen als Ersatz für kostspielige Metallgefäße setzte ein hohes technisches Wissen voraus. In einem zweiten reduzierten Brand müssen metallische Partikel wie Gold und Silber auf die bereits bemalte und glasierte Ware »aufgedampft« werden. Von der Technik und der genauen Zusammensetzung der Glasur berichtet bereits ausführlich im Jahr 1301 in seinem »Steinbuch« der berühmte Töpfermeister aus Kaschan Abu’l Qāsim. Auf der Grundlage dieser und weiterer historischer Quellen widmete sich Hādji Esmāil Schirān als erster Töpfermeister im Iran wieder der Produktion der exquisiten Töpferware. Heute folgen seinem Beispiel viele Töpfer und Werkstätten Irans. Literatur: Schoole Mostafawy, Esmail Shiran. Objektkunst. In: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 46, 2009, S. 30, Kat. 24; 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran, Mailand 2001, Kat. Nrn. 90-91, 95, 101; Abdruck der Schrift des Abu’l Qasim in dt.-pers. Sprache: Helmut Ritter, Julius Ruska und R. Winderlich, Orientalische Steinbücher und Persische Fayencetechnik, in: Istanbuler Mitteilungen, Heft 3 (1935), S. 1-70. Zur Lüsterkeramik-Sammlung des Badischen Landesmuseums: Schoole Mostafawy, Islamische Keramik (= Bildhefte, Neue Folge, Heft 3), Karlsruhe 2007.
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