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Vase aus der Serie »Anrufung« von Khaled Ben Slimane

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P O Die zylinderförmige Vase ist mit einer braunen Engobe (Tonmineralmasse) überzogen und weist eine mehrfarbige Bemalung auf. Einzelne Verzierungen wie dünne Linien und Inschriften wurden in die Engobe eingraviert. Auf dem Vasenkörper findet sich neben der Datierung die Signatur des Künstlers. Den Dekor der Vase beherrscht in der oberen Hälfte ein turmartig aufragendes Bauelement mit Giebeldach, das in ein gefülltes Gitternetz übergeht. Mit diesem Motiv zitiert der Künstler den Brauch, mit ein oder wenigen Zeichen sein verkürztes Namenszeichen oder einen Namensstempel zu hinterlassen. Bei offiziellen Verträgen, die aus mehreren Blättern bestehen können, werden die einzelnen Blätter von den Unterzeichnenden mit ihrer sogenannten Paraphe abgezeichnet (paraphiert), damit keine Blätter nachträglich ausgetauscht werden können. Unterhalb des von Paraphen dominierten Gitternetzes folgt in zwei Zeilen die Wiederholung des Begriffs »allāh« (= Gott). Der Keramiker und Maler Khaled Ben Slimane (geboren 1952) ist der weltweit bekannteste tunesische Künstler der Gegenwart. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland haben sein langjähriges Schaffen dokumentiert. Im Jahre 1990 wurde er zum Mitglied der internationalen Akademie für Keramik in Genf gewählt, 2002 erhielt er in Vietri in Italien den Preis »Premio Internazionale della Ceramica«. Neben einer Ausstellung im British Museum in London stellte im Jahr 2004 das Badische Landesmuseum sein künstlerisches Werk aus und erwarb 16 seiner Arbeiten. Khaled Ben Slimane ist in der islamischen Kunst und Kultur seiner Heimat Tunesien verankert. In seinen auch expressiven, großformatigen Arbeiten verbindet Khaled Ben Slimane tunesische Traditionen mit Einflüssen aus der europäischen Kunst sowie jüdischen und ostasiatischen Stilmerkmalen, die er auf seinen Studienreisen kennen gelernt hat. Sieben Stufen umschreiben Khaled Ben Slimanes einzelne Schaffensperioden, die von »Vertrag« über »Erkundung« und »Anrufung« bis zum »Aufstieg« reichen und Zeugnis von seiner tiefen Kenntnis persischer Sufi-Dichtung ablegen. Der mystische Zweig des Islam setzt mit der Zahl Sieben die essentiellen Eigenschaften Gottes in Beziehung, die sich wiederum in den sieben großen Propheten von Adam bis Mohammed manifestieren. Auch allen anderen Kulturen und Religionen ist der Symbolwert der Rundzahl Sieben nicht fremd. Durch sieben Feinpunkte im Körper »lata’if«, ähnlich den indischen »chakras«, gelangt der Sufi zu einer immer intensiveren Konzentration. Meditation und kontemplative Versenkung gehören dann auch zum Verständnis jedes Einzelwerks, dem Ben Slimane durch Symbole und freie Schriftzüge ohne Anspruch auf kalligraphische Genauigkeit entspricht. Die vorliegende Arbeit gehört zu der Schaffensperiode »Anrufung«. Darauf verweist die Repetition des Begriffs »allāh«. Khaled Ben Slimane erinnert mit diesem Kunstgriff an die Anrufung Gottes im »dhikr« - der lautlosen Vergegenwärtigung von Gottes Gegenwart durch das ununterbrochene Memorieren seiner Namen und Eigenschaften. Diese Methode der Reinigung des Herzens durch Wiederholung findet man in vielen mystischen Strömungen. Sie zeigt ihre universelle Gültigkeit vom mystischen Sufismus bis zum christlich-orthodoxen Herzensgebet. Mit der Anrufung schließt Khaled Ben Slimane seinen eigenen spirituellen Weg genauso mit ein wie den göttlichen Schutz, den er für den künftigen Besitzer seiner Werke erbittet. Literatur: Von der Erde bis zum Himmel / De la Terre au Ciel, Khaled Ben Slimane. Keramik und Malerei / Céramique et Peinture (= Ausstellungskatalog Badisches Landesmuseum, Museum beim Markt), hrsg. vom Badischen Landesmuseum, bearb. von Marthe Latapie, Karlsruhe 2004.
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