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Aquamanile in Gestalt eines Löwen

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P O Die sogenannte »Aquamanile« (= Gefäß zur Handwaschung) in Gestalt eines stehenden Löwen mit straff zurückgestellten Hinterbeinen ist aus Bronze gegossen. Eine Mähne aus regelmäßigen, mit Rhomben verzierten Zotteln bedeckt seine Brust, den Nacken und die Flanken bis zu den Oberschenkeln. Auf der Brust liegt ein schräg gestellter Schild mit kreuzschraffiertem Band. Darauf steht in gotischen Minuskeln »i h s n s i h s«. Das »n« wird von einem Krummstab überschnitten. Im ersten Feld sind zudem die Buchstaben »G O« eingraviert. Als Griff dient eine Art Drache. Auf der Stirn sitzt eine Öffnung, die mit einem durchlochten Klappdeckel geschlossen wird. Der Löwe bleckt die Zähne. Die Öffnung für die Ausgussröhre in der Mitte des Maules wird durch eine später eingefügte, herausgestreckte Zunge geschlossen. Der Löwe gehört zu der Gruppe der »Wappenlöwen« unter den Aquamanilen. In ihrer straffen Haltung und der heraldischen Stilisierung des Tierkörpers folgen die Wappenlöwen deutlich dem Vorbild des »Braunschweiger Burglöwen« (2. Hälfte 12. Jh.), obwohl sie erst am Ausgang des Mittelalters, vermutlich in Niedersachsen entstanden. Händewaschen gehörte zu allen Zeiten und in allen Kulturen zur allgemeinen Hygiene. Händewaschen war so wichtig, dass man es auch symbolisch als Reinigung von Schuld und Sünde verwendete. So wusch Pontius Pilatus (von 26 bis 36 n. Chr. Statthalter des römischen Kaisers in der Provinz Judäa) nach dem Urteil an Jesus seine Hände »in Unschuld« (Matthäus 27, 24). In Zeiten ohne Wasser aus der Leitung brauchte man einen Krug, aus dem man reines Wasser über die Hände gießen konnte. Sollten die Hände im Haus oder gar erst bei Tisch gewaschen werden, so wurde zusätzlich ein Becken zum Auffangen des Wassers benötigt. Diese Becken wurden im kirchlichen Bereich etwa ab dem Jahr 500 Aquamanile genannt. Der Begriff hielt sich bis ins 12. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert, als bronzene Gießgefäße in Tierform aus dem Mittelalter gesammelt wurden, übertrug man den Begriff auf diese. Zahlreiche Tiere, Löwen, Greife, Hirsche (vgl. Inv. Nr. 65/101) und andere Fabelwesen, selbst Ritter zu Ross wurden zwischen dem 12. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Gießgefäße genutzt - obwohl der Gebrauch sicher schwieriger war als bei einfachen Kannen. Für weniger wohlhabende Personen wurden diese Gefäße auch aus Ton hergestellt. Viele der frühen Aquamanilen aus der Zeit der Kreuzzüge ahmen erkennbar islamische Vorbilder nach. Die Verwendung dieser Art von Gießgefäßen hat im Vorderen Orient eine lange Tradition. Figürliche Gießgefäße sind dort schon seit der Jungsteinzeit (6. - 4. Jahrtausend v. Chr.) nachweisbar und fanden wohl über die Kreuzzüge den Weg nach Europa. Hier wurden sie zu liturgischen Gefäßen umfunktioniert. Literatur: Brigitte Herrbach-Schmidt, Lieber schön als praktisch. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe. 100 Objekte - 100 Geschichten. Dem Fremden im Eigenen auf der Spur, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, bearb. von Schoole Mostafawy, Karlsruhe 2014, S. 53, Kat. 36; zum Vorbild des Braunschweiger Löwen: O. v. Falke-E. Meyer, Bronzegeräte des Mittelalters, Berlin 1935, 1. Bd., S. 80 ff., Abb. 479 ff.
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